Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche erschüttern die Republik. In fast allen deutschen Bistümern sind in den letzten zwei Monaten Fälle bekannt geworden, und es werden immer mehr. Jetzt hat der Skandal auch Papst Benedikt XVL. erreicht. In seiner Funktion als Erzbischof von München hatte das heutige Oberhaupt der katholischen Kirche 1980 der Versetzung eines Priesters zugestimmt, der verdächtigt wurde, einen Elfjährigen sexuell missbraucht zu haben. Auch nach der Versetzung nach München wurde dieser wieder straffällig und wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Vergebens hoffte die Glaubensgemeinschaft auf eine Stellungnahme des Papstes zu den aktuellen Entwicklungen in Deutschland. Auch beim kürzlichen Angelus-Gebet, das in der Vergangenheit oft genutzt wurde, um über aktuelle Themen zu reden, schwieg der Pontifex zu den Missbrauchsfällen. Die katholische Kirche hat an Glaubwürdigkeit und Vertrauen in der Bevölkerung verloren. Immer wieder entsteht der Eindruck, es geht weniger um Aufklärung und Verfolgung der Täter, sondern mehr um Schadensbegrenzung.