Nicht nur in Weimar, sondern auch in Mittelhessen hat Goethe gewirkt. Die Fotografin Nicole Simon hat sich auf seine Spuren begeben und holt den Dichterfürsten mit ihrer Ausstellung „Goethe is back“ in die Gegenwart.

Für ihre Ausstellung hat sich Fotografin Nicole Simon intensiv mit dem Werk und dem Leben von Goethe beschäftigt. „Das was er geschrieben hat, ist in vielen Bereichen heute aktueller als je zuvor. Goethe hat beispielsweise viel über die Natur geschrieben und wie wir mit ihr umgehen sollen“, berichtet Simon.
Die in Viernheim lebende Fotografin, deren Schwerpunkte Porträtfotografie, Werbung und Fashion sind, ist in ihrem sechsjährigen Fotoprojekt Johann Wolfgang Goethes Spuren an seine einstigen Wirkungsstätten gefolgt – und hat so zu seinen Texten Bilder entstehen lassen.
Herausgekommen ist eine Ausstellung, die Deutschlands bedeutendsten Dichter in die Gegenwart holen soll – und insbesondere junge Menschen für Goethe und sein Werk begeistern. Ab Sonntag ist die Ausstellung im Marburger Haus der Romantik zu sehen.

In eindrucksvollen, gleichsam ruhigen Schwarzweiß-Fotografien geht es in Simons Bildern auf eine Entdeckungsreise an die Wirkungsstätten und Lebensorte von Goethe nach Frankfurt am Main, Wetzlar und schließlich nach Weimar, wo der Dichter 50 Jahre lebte und das kulturelle und gesellschaftliche Leben mit prägte. Ergänzt werden die Bilder durch Aufnahmen, die an den verschiedenen Stationen seiner berühmten „Italienischen Reise“ entstanden sind.
Gleichzeitig begegnet der Dichter den Besucherinnen und Besuchern in großen, farbenprächtigen Pop-Art-Porträts, die Simon auf der Basis historischer Goethe-Bildnisse geschaffen hat. Begleitet durch ausgewählte Zitate entfalten die ausgestellten Fotoarbeiten eine intensive und zugleich poetische Wirkung mit überzeitlichem Bezug. „Die Bilder sollen in Kombination mit den Goethe-Zitaten neue Perspektiven eröffnen und gleichzeitig auf aktuelle Themen und Gedanken unserer Zeit verweisen“, beschreibt Nicole Simon die Intention ihres Projektes. „Ich möchte Menschen, und insbesondere die jüngere Generation auf eine poetische Goethe-Reise mitnehmen, die eine Orientierungshilfe bieten kann, um den Halt im eigenen Leben und in der Gesellschaft nicht zu verlieren.“

kro/pe

Infos zur Ausstellung

„Goethe is back – im Spiegel des 21. Jahrhunderts. Ein fotografischer Streifzug durch das Leben und Werk von Johann Wolfgang von Goethe“ wird eröffnet am:
Sonntag, 7. Juli, 11 Uhr 30, Marburger Haus der Romantik
Die Künstlerin ist zur Eröffnung anwesend. Zur musikalische Umrahmung spielt Gitarrist Mathis Buchholz Lieder aus der Goethezeit.
Das Haus der Romantik bietet Führungen für Schulklassen und interessierte Gruppen durch die Ausstellung an. Am 29. September um 11 Uhr 30 referiert Dr. Carsten Lind zum Thema: “Goethe war hier!- Gießen in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts”
Ausstellungsdauer: 7. Juli – 29. September

Goethe in Mittelhessen

Auf Wunsch seines Vaters hatte Goethe Rechtswissenschaft studiert. Im Mai 1772 kann der 22-Jährige deshalb ebenfalls auf Drängen des Vaters in Wetzlar an, wo er am damals dort ansässigen höchsten deutschen Gericht – dem Reichskammergericht – ein Praktikum absolvieren sollte. In seiner kurzen, viermonatigen Zeit in Wetzlar lernte Goethe auf einem Ball Charlotte Buff, die Tochter des Deutschordensamtmanns, kennen – und verliebte sich in sie. Da die junge Frau aber schon mit Johann Christian Kestner verlobt war, gab es kein Happy End. Kurze Zeit, nachdem Charlotte ihm eröffnet hatte, „daß er nichts als Freundschaft hoffen dürfe“, flüchtete Goethe aus der Stadt. Eineinhalb Jahre später verarbeitete er unter anderem diese Erfahrung in dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Nicole Simon