Tupfer im Stadtbild
LandgrafenschlossHerrschaftlich
Schloss. Das Schloss steht für die historisch-politische Bedeutung Marburgs und das geschichtliche Werden Hessens. Für die Besitzer, zunächst die Landgrafen von Thüringen, danach die Landgrafen von Hessen, war das Schloss ein wichtiger Sitz, der ständig erweitert und den steigenden Ansprüchen an Repräsentation, Verteidigungsfähigkeit und Wohnkomfort angepasst wurde. Die älteste Baugeschichte des Schlosses ist ungeklärt. Sicher ist, das Schloss war Ausgangspunkt für die Entwicklung der Stadt Marburg und ist wesentlich älter als die Stadt. Bei Ausgrabungen unter dem Westflügel (ab 1989/90) wurden Mauer-und Keramikreste entdeckt, die eine Datierung in das 9. Jh. erlauben. Damit gehört die Marburg (so erwähnt 1138/39) auf jeden Fall zu den frühesten Höhenburgen in Deutschland; die Erbauer bleiben jedoch unbekannt. 1471 wurde das Schloss modernisiert und ausgebaut. Saalbau und Kapelle und alle anderen Schlossbauten wurden umgebaut. Süd- und Westflügel wurden verändert und von Landgräfin Anna zum Frauenbau (1486) erweitert. Die Errichtung des großen Wilhelmsbaus östlich des Kernschlosses war von 1493 – 1497 die wesentlichste Baumaßnahme. 1504 wurde Philipp der Großmütige im Schloss geboren. Im 16. Jahrhundert noch Hauptresidenz der Landgrafen, nahm die Bedeutung in der Folgezeit ab.1621 entwarf der Architekt und Geograph von Landgraf Moritz des Gelehrten, Wilhelm Dilich, zwei unterschiedliche Bastionärbefestigungen für Schloss und Stadt. 1700 bis 1740 wurde diese dann entscheidend ausgebaut. Das Schloss und die Verteidigungsanlagen hatten mit 700 mal 200 Metern die größte Ausdehnung erreicht. Doch blieb die Festung Marburg durch die umliegenden Berge schlecht zu verteidigen – auch die Wasserversorgung war schwierig. Während des Siebenjährigen Krieges wechselte die Burg oft den Besitzer; ein Großteil der Befestigungen wurde beseitigt, den Rest ließ Napoleon 1807 sprengen. Der Verfall des Schlosses war im 18. Jahrhundert kaum mehr aufzuhalten. 1809 – 1866 diente das Schloss sogar nur noch als Gefängnis. Unter preußischer Herrschaft wurde ein Großteil der Anlage entkernt und neu ausgebaut. 1866 – 1938 diente es dann als Staatsarchiv. Seit 1946 befindet es sich in Besitz der Universität. Die Schlossmauern sind mit ihrem grandiosen Ausblick ein beliebter Treffpunkt in den Abendstunden. Tagsüber kann man im Inneren der hessischen Geschichte nachspüren und sich die zum Teil eindrucksvollen Säle besehen.1981 wurde im Wilhelmsbau das Universitätsmuseum für Kulturgeschichte eröffnet. Im Fürstensaal finden regelmäßig Feierlichkeiten oder Kulturveranstaltungen statt.

Schmuck
Kaiser-Wilhelm-Turm. Der Turm mitten im Wald gegenüber dem Schlossberg fällt Marburg-Besuchern stets ins Auge. Mitten auf den Lahnbergen tront er wie ein Wächter über Marburg: 1872 hatte ein Verein Geld gesammelt, um den Turm als Erinnerung an die Reichsgründung und den deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu finanzieren. In der Nacht vom 12. auf den 13. März 1876 brachte ein Sturm den fast fertigen Turm zum Einsturz. Erst 14 Jahre später wurde das 34 Meter hohe Bauwerk fertiggestellt; die feierliche Einweihung fand am 2. September 1890 statt. Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts war der Ort ein beliebtes Ausflugsziel. Freiherr Spiegel zum Desenberg ließ hier 1828 einen Eisenpavillon aufstellen, und seit 1994 gibt es die „Turmstube im Kaiser-Wilhelm-Turm“, wo zeitweise Kulturveranstaltungen stattfinden und immer ein Kaffee getrunken werden kann. „Spiegelslust“ liegt ein paar Meter weiter – ein weiterer heißer Tipp für Ausflügler. Im Sommer lässt sich hier mit leckerem Kuchen, Wein oder Weizenbier der tolle Ausblick aufs Tal und den gegenüberliegenden Schlossberg genießen.

ElisabethkircheHeilig
Elisabethkirche. Die Kirche ist zusammen mit dem Schloss das prägende Wahrzeichen der Stadt, und ihre beiden Türme sind ein Hauptbestandteil der Marburger "Skyline". Begonnen wurde sie 1235, im gleichen Jahr der Heiligsprechung der Elisabeth von Thüringen. Sozusagen um ihre Grabstätte gebaut, ist sie eine der frühesten rein gotischen Kirchen Deutschlands und wurde zum Vorbild vieler Kirchenneubauten im mittelalterlichen Hessen. Schnell verbreitete sich die Heiligenverehrung Eli-sabeths, und das Gotteshaus wurde einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte des Mittelalters. Im Inneren sind noch zahlreiche Ausstattungsstücke aus spätmittelalterlicher Zeit erhalten, u.a. Glasfenster mit Szenen aus dem Leben der Heiligen. Das kostbarste Stück ist wohl der Schrein in der Sakristei, in der bis zur Reformation die Gebeine Elisabeths aufbewahrt wurden. Eine Besonderheit aus moderner Zeit ist das von Ernst Barlach gestaltete Kruzifix über dem Altar (1931). Im südlichen Chor liegen mehrere hessische Landgrafen begraben. In der Nische des Nordturms ruht dagegen eine Persönlichkeit von zweifelhaftem Ruhm: 1946 wurden von den Amerikanern hier die Särge von Paul von Hindenburg und seiner Frau eingelagert und verblieben dort.

Lutherische PfarrkircheZiemlich schepp
Lutherische Pfarrkirche. Als von der Elisabethkirche noch nichts zu sehen war, erhielt diese romanische Marienkirche 1227 Pfarrechte. Im Mittelalter entstand sie auf dem eigens errichteten Plateau zwischen Ritterstraße und Rübenstein. 1395 wurde ein neues Langhaus fertig, das sich an der Elisabethkirche orientierte. Mit dem Turm begann man 1447, gleichzeitig wurden die Seitenschiffe verlängert. Die Turmspitze neigte sich im Laufe der Jahrhunderte be-trächtlich, ob Witterungseinflüsse oder ein Baufehler der Grund waren, ist ungeklärt. Im Inneren ist u.a. das prächtige Grabmonument von Landgraf Ludwig V. (1577 – 1626) und seiner Gemahlin Magdalena sehenswert. Auch als Konzertort erfreut sich die Kirche heute großer Beliebtheit.

RathausSteinern
Rathaus. Von 1511 bis 1526 wurde das Rathaus der Stadt am Marktplatz erbaut. Ein Bau, der die Stadtfinanzen ruinierte. Bevor die Ratsherren im steinernen Haus residieren konnten, benutzte man den Kerner, das Beinhaus bei der Lutherischen Pfarrkirche. Der Kerner wurde allerdings 1456 durch einen Brand zerstört, später auch wieder aufgebaut. Nach dem Brand wurde die ehemalige Stadtschule von 1458 bis 1525/26 am Kirchhof zum Sitz der Ratsherren. Die Entscheidung über den Bau eines eigenen Rathauses fiel in eine Zeit politischer Unruhen und innerstädtischer Konflikte: Kirchenkritik und Schwierigkeiten um die Regierung der Landgrafschaft und Auseinandersetzungen zwischen Zünften und Patriziern auf der einen und der Gemeinde auf der anderen Seite. Nur die Stadtherren machten den Bau mit ihrer Unterstützung möglich. "Meister Klaus aus Lich" übernahm als Werkmeister die Verantwortung über das Bauvorhaben. Ein Relief von Ludwig Juppe, das die heilige Elisabeth als Schildhalterin des landgräflich-hessischen Wappens zeigt, wurde als Schmuck am Gebäude angebracht – darunter das Marburger Wappen. 1912 wurde der Küchenbau im Re-naissance-Stil abgerissen. Die Rathausuhr wurde 1528 fertiggestellt und 1582 ausgetauscht. Über ihr thront der "Rathausgockel" und kräht die Zahl der Stunden, begleitet von einem metallischen Flügelschlag.

Gut verteilt
Universitätsbauten. Auch architektonisch ist die Universität prägend für Marburg, finden sich doch über das gesamte Stadtgebiet verteilt und aus nahezu allen Baustilen für die Universität gebaute oder von ihr übernommene Gebäude. Bis ins 19. Jahrhundert blieb die Universität auf die in der Altstadt gelegenen aufgelösten Klöster beschränkt, die 1527 mit der Gründung der Universität säkularisiert worden waren. Das alte Dominikanerkloster am Lahntor, das zwischen Barfüßerstraße, Am Plan und der Stadtmauer gegründete Franziskaner- oder Barfüßerkloster von 1234/35, das um 1491 von den "Brüdern des gemeinsamen Lebens" erbaute Kugelhaus und die Niederlassung der Alsfelder Augustiner Ecke Unter-/Augustinergasse wurden von der Universität genutzt. An Stelle der Franziskanerkirche wurde 1731/32 die Universitätsreithalle erbaut – einziger Universitätsneubau bis ins 19. Jahrhundert. Die Bauten am ehemaligen Dominikanerkloster sind heute die Alte Uni (1887 – 1891). Neben einzelnen Neubauten am Renthof (1838/42 Mathematisch-Physikalisches Institut) und in der Ketzerbach (1839/42 Anatomisches Institut, jetzt Pharmazeutisches Insitut), baute man nach der Aufhebung des Deutschen Ordens (1809) und verstärkt nach der Annexion Hessens durch Preußen (1866) bis in die fünfziger Jahre das Klinikviertel beiderseits der Deutschhaus-, Robert- Koch- und Bunsenstraße. 1900 wurde in der Universitätsstraße die alte Bibliothek gebaut (heute Wirtschaftswissenschaften), 1914/20 das Landgrafenhaus gegen-über der Alten Universität und 1927 das Universitätsmuseum (Ernst-von-Hülsen-Haus).
In den 1960ern fand die nächste intensive Bauphase statt. Das Verwaltungsgebäude (1960), das Hörsaalgebäude (1964) und das Savignyhaus (1963) wurden gebaut und 1962 auf der anderen Lahnseite die Mensa. 1964 – 67 entstanden die Bauten der Philosophischen Fakultät und die neue Universitätsbibliothek (1964-67) am Krummbogen. Am Ortenberg wurde 1963 außerdem die "Zahnklinik" bezogen. Die Lahnberge wurden zu universitären Zwecken erschlossen; bis 1976 wurden die Neubauten für die naturwissenschaftlichen Fachbereiche und der Neue Botanische Garten fertiggestellt. 1975 – 1984 entstand der erste von zwei geplanten Bauabschnitten des Klinikums. Universität und Stadt wurden damit zumindest teilweise räumlich getrennt, und für die Studierenden bedeuten die Lahnberge lange Anfahrtswege. Zuletzt zog die Frauenklinik in einen Neubau auf die Lahnberge. Doch die nächste Bauwelle kommt wohl bald: Die Campus-Planung der Universität sieht einen Umzug der Geisteswissenschaften in die ehemaligen Kliniksgebäude im Nordviertel vor, samt eines Neubaus der UB und der Umgestaltung des ehemaligen Brauereigeländes am Pilgrimstein.

Alte UniversitätAltehrwürdig
Alte Universität. Allein die Kirche erinnert noch an das ursprüngliche Gebäude des Dominikanerklosters. Das alte Kloster wurde 1527 Sitz der ersten protestantischen Universität im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen. Der hessische Landgraf Philipp hatte zuvor die hessischen Klöster aufgelöst. Mit elf Professoren begann die universitäre Lehre in Marburg. Während des 17. Jahrhunderts geriet die Universität in eine Krise; die Kirche wurde zwischenzeitlich sogar als Scheune benutzt. Der alte Gebäudeteil, bis auf Kirche, wurde 1872 abgerissen, und Universitätsbaumeister Carl Schäfer erstellte den heutigen Universitätsbau im neugotischen Stil. Prunkstück ist die Aula, die zwischen 1887 und 1891 entstand. Stadt- und Universitätsgeschichte werden hier auf großen Wandbildern dargestellt. Heute finden hier Lesungen, Festvorträge, Antrittsvorlesungen und Verabschiedungen statt. Im Gebäude der Alten Uni ist heute die evangelisch-theologische Fakultät untergebracht.

Kaiser-Wilhelm-TurmBeste Aussichten
Kaiser-Wilhelm-Turm. Der Turm (auch Spiegelslustturm genannt) mitten im Wald gegenüber des Schloss-bergs fällt Marburg-Besuchern stets ins Auge. Mitten auf den Lahnbergen thront er wie ein Wächter über Marburg: 1872 hatte ein Verein Geld gesammelt, um den Turm als Erinnerung an die Reichsgründung und den deutsch-französischen Krieg 1870/71 zu finanzieren. Nach einem Einsturz wurde das 34 Meter hohe Bauwerk allerdings erst 1890 fertiggestellt. Bereits seit Beginn des 19. Jahrhunderts war der Platz ein beliebtes Ausflugsziel. Freiherr Spiegel zum Desenberg ließ hier 1828 einen Eisenpavillon aufstellen. Seit der Renovierung 2005 ist das "Turm-Café" wieder geöffnet, das von der Initiative "Mobilo e.V." betrieben wird, die hier auch regelmäßig Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Lesungen und kleine Ausstellungen organisiert. "Spiegelslust" liegt ein paar Meter weiter – ein weiterer heißer Tipp für Ausflügler. Im Sommer lässt sich hier mit leckerem Kuchen, Wein oder Weizenbier der tolle Ausblick aufs Tal und den gegenüberliegenden Schlossberg genießen.
Seit dem Elisabethjahr 2007 ziert ein besonderes Kunstwerk den Turm: ein stilisiertes Herz aus Leuchtröhren (von der Künstlerin Helmi Ohlhagen einer Verzierung am Portal der Elisabethkirche nachempfunden), kann per Anruf zum Leuchten gebracht werden (kostenpflichtige Telefonnummer: 09005/771207) und strahlt dann über die ganze Stadt. Anfangs umstritten, erfreut sich das Herz einer solchen Beliebtheit, dass es über das Jubiläumsjahr hinaus erhalten wird.

Ältestes Gebäude
Kilianskapelle. Unweit der alten Uni findet sich das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Der "Kilian" auf der Mitte des Schuhmarktes entstand zwischen 1180 und 1200; ursprünglich als Marktkapelle der Pfarrei St. Martin zu Oberweimar errichtet. Bis zur Reformation fanden hier Gottesdienste statt. 1452 wurde mit Steinen der abgebrochenen Synagoge eine neue Mauer um den Kilianskirchhof angelegt. Bis 1527 war im Kilian die Stadtwaage untergebracht. Als Zunftstube verwendeten die Schuhmacher den Chor der Kapelle, und das Kirchenschiff wurde zwischenzeitlich auch zum Backhaus. Die Kapelle musste auch schon als Schweinestall herhalten. 1681 wurde das Gebäude wieder instandgesetzt und mit Fachwerkobergeschoss und Renaissancefenstern versehen. Seit 1611 war der Kilian Schule, der untere Raum war Waisenhaus. Ab 1910 wurde er zum Sitz der Stadtverwaltung und der Stadtpolizei. In der Nazizeit benutzte das Gebäude die Gestapo. Eine Gedenktafel in Erinnerung an die Nazivergangenheit wurde von den späteren Bewohnern, dem Grünen Kreuz, allerdings abgelehnt.

Michelchen
St. Michaelskapelle. Eine kleine Treppe gegenüber dem Haupteingang der Elisabethkirche auf der anderen Straßenseite führt zum "Michelchen". Die Kapelle, erbaut 1268/70, wurde 1583 renoviert und erhielt dabei ihr heutiges Aussehen. Auf dem Friedhof liegen Pilger, Bedienstete des Deutschen Ordens und Menschen, die im Elisabeth-Hospital starben.
Es ist davon auszugehen, dass Landgraf Philipp die Gebeine der heiligen Elisabeth an mehreren Stellen des Friedhofs bestatten ließ, nachdem er sie aus dem goldenen Sarkophag in der Elisabethkirche herausgenommen hatte.

SchwanhofInnenansicht
Schwanhof. Im Südviertel liegt an der Schwanallee ein großes Gebäudekarré, das von außen recht unscheinbar wirkt. Dahinter verbirgt sich allerdings ein schmucker, großzügiger Innenhof und jede Menge kreativer Inhalt: wo ab 1875 für über 75 Jahre die Tabakfabrik Niderehe beheimatet war, rauchen heute allenfalls noch die Köpfe. Im neugestalteten und renovierten Areal haben sich gut zwei Dutzend Firmen, Vereine und Institutionen angesiedelt: von Geburtshaus, Geschichtswerkstatt, Yoga- und Ballettstudio über Schlosserei und Audiofirma bis zum Orgelbauer. Mit Schwänen haben die alten Mauern trotz ihrer Nähe zur Lahn allerdings nichts zu tun. Der reiche Kaufmann Heribert Schwan errichtete dort im 16. Jahrhundert einen Hof.

AffenfelsenÜberholte Moderne
Affenfelsen. In den 1970er Jahren erbaut, gehört das Hochhausgebäude an der Ecke Gisselberger/Frankfurter Straße aus heutiger Sicht zu den architektonischen Schandtaten der Stadt und ist trotzdem ein echtes Original im Marburger Stadtbild mit eigenem Spitznamen. Wohl dem, der dort eine Wohnung hat und somit ein störungsfreies Panorama genießen kann. An seiner Stelle stand das legendäre Wirtshaus an der Lahn, in dem im Lauf der Jahrhunderte schon zahlreiche deutsche Geistesgrößen übernachtet hatten, was es auch nicht vor dem Abriss bewahren konnte.

StadtautobahnRasend
Stadtautobahn. Mit rasant ansteigenden KFZ-Zulassungen stieg in den 1960er und frühen 1970er Jahren die Zahl der Autos auf Marburgs Straßen. In dieser Zeit wurde die Stadtautobahn gebaut, um Wartezeiten und Staus zu verhindern. Vor dem damaligen Bahnübergang an der Neuen Kasseler Straße war immer mit langen Autoschlangen zu rechnen. Die Stadtautobahn sollte aus "Marburg an der Schranke" wieder eine zügig durchfahrbare Stadt machen. 1964 entstand daraufhin als erstes die Brücke am Bahnübergang, ein "Festgeschenk zu Weihnachten" für die Bürger der Stadt, titelte die Presse damals. 1968 stellte man die Fußgängerunterführung am Krummbogen fertig, im gleichen Jahr den Erlenring" und die Kurt-Schuhmacher-Brücke. Einige Gebäude mussten dafür natürlich Platz machen, und der Friedhof bei St. Jost musste verkleinert werden. Die Verbindung Zeppelinstraße/Gisselberger Straße mit der Konrad-Adenauer-Brücke wurde als nächstes umgesetzt. Die Brücke ist 21 Meter breit und 180 Meter lang. 1973 wurde die Südspange der B3a für den Verkehr freigegeben, 1974 der als "Hochstraße" bezeichnete Streckenabschnitt, vorbei an Bahnhof und Krummbogen, fertiggestellt. Ein "Bauwerk von hohem Rang", freute sich der damalige Hessische Minister für Industrie und Technik Heinz Herbert Karry über die Investition, die den Verkehr geradezu anzog. 1992 wurde die Autobahnbrücke am Bahnhof schon nach 18 Jahren aufwändig und für 2,7 Millionen Mark überholt. Farblich erhielt der Betonklotz einen neuen Anstrich; für eine Million Mark bekam die triste Brücke vom "Farbstudio" Garnier aus Bad Kreuznach eine bunte Coloration verpasst. Anlass für Auseinandersetzungen war die Stadtautobahn seit Beginn, ob es um Tempolimits oder Baumaßnahmen geht. Ein Schmuckstück ist sie in Marburgs Stadtbild mit Sicherheit nicht.