Editorial | 20. Juni 2019

Klasse Aktion!

Nicht stehen bleiben ... – Foto: Kronenberg

Was für ein Aufreger: Da postet die Stadt auf Facebook, dass sie zum "Christopher Street Day" an mehreren Fußgängerampeln die üblichen Ampel­männchen durch Homo- und Hetero-Pärchen ausgetauscht hat: Als ein Zeichen für die Liebe und gegen Ausgrenzung und Diskriminierung, nach Wiener Vor­bild, wo es Ähnliches gibt.

Eine schöne Idee könnte man meinen. Aber nein, das sehen so einige Kommentatoren auf Facebook ganz anders: "Unfassbar! deswegen Geld auszugeben!!!!!", wird da getobt. "Armes Deutschland", darf bei den Lästereien auch nicht fehlen. Während die Lästerer und Schreihälse freilich immer wieder betonen, dass sie natürlich nicht homophob seien, – aber so mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen, das gehe ja nun wirklich nicht ...

Der städtische Facebook-Post zu den Ampelfiguren ist tatsächlich der mit den meisten Kommentaren und mit den meisten Leserdiskussionen in den letzten Jahren.

Das bedeutet: Wenn sich über eine solch kleine Geste der Toleranz so viel mehr als über alle sonstigen lokalpolitischen Aufreger ereifert wird, dann zeigt dies, wie homophob unser Alltag immer noch ist – und wie tief verwurzelt die dumpfen Reflexe sind, bei den ganz plötzlich über die Stadtfinanzen ach so besorgten Bürgern.

Und das zeigt, wie richtig und wichtig die Ampelmännchen-Aktion wirklich ist.

Georg Kronenberg