Er ist ein überzeugter Europäer und einer der wichtigsten Wegbereiter der Annäherung, der Verständigung und der Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich: Der Politikwissenschaftler und Publizist Alfred Grosser wird zur Eröffnung der Ausstellung "Ba-ta-clan" am Sonntag, 9. April, einen Vortrag zum Thema "Mensch werden lassen trotz Verzweiflung an der heutigen Welt" halten. In der Ausstellung setzen sich Künstler mit dem Terroranschlag auf das Pariser Kulturzentrum "Bataclan" auseinander.
Grosser, 1925 in Frankfurt geboren, der als Kind mit seiner jüdischen Familie aus Deutschland fliehen musste, hat sich seit den 1950er Jahren für die deutsch-französische Aussöhnung und ein freiheitlich-tolerantes Europa eingesetzt.
In Deutschland ist der ehemalige Professor am Institut d'études politiques in Paris seit den 1950er Jahren durch seine Zeitungsartikel, Reden und Bücher und durch seine Auftritte in Radio und Fernsehen bekannt. 1975 erhielt er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, danach zahlreiche weitere Ehrungen. Er schrieb mehr als 30 Bücher und wurde dabei nie müde, Klischees und Vorurteile zu bekämpfen und sich für die Befreiung des Menschen von nationaler Überheblichkeit einzusetzen. Eine neue politische Ethik fordert er auch für ein vereintes Europa, in dem die EU nicht nur Freihandelszone, sondern politisches und gesellschaftliches Modell sein müsse.
Seine unkonventionelle Art, Fragen auf den Grund zu gehen, seine Fähigkeit, unbequeme Wahrheiten charmant zu formulieren, haben Alfred Grosser in Frankreich und Deutschland zu einer Institution werden lassen. Er ist Präsident des CIRAC (Centre d'information et de recherches sur l'Allemagne contemporaine) und politischer Kolumnist für die französischen Zeitungen.