Am 30. August 2014 findet der dritte CSD Mittelhessen in Gießen statt. "Akzeptanz hat Relevanz!" dieses Motto haben die Organisatorinnen und Organisatoren in diesem Jahr gewählt. Die offizielle Botschafterin des CSDs, Molly Da Cota, und Daniel Baginski, der Geschäftsführer des CSD Mittelhessen erläutern im Interview, die Bedeutung des CSDs.
Express: Wir kennen die Christopher Street Days als sehr bunte, große Feste mit vielen Paradiesvögeln und Stars auf den Bühnen, dennoch definieren die Veranstalter den Christopher Street Day als politische Veranstaltung. Was ist daran Politik?
Daniel Baginski: Politik kann auf viele Arten gemacht werden. Ein lautes, buntes und schrilles Fest wird bedeutend mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen als eine Demo mit Sprechchören und Transparenten. In Gießen kombinieren wir beides. Wir veranstalten ein Straßenfest mit Unterhaltung und Information und demonstrieren. Die Begegnung mit den Menschen, das Abbauen von Berührungsängsten und Vorurteilen sind auf einem Straßenfest viel einfacher.
Molly Da Cota: Warum soll ein Paradiesvogel nicht auch politisch sein? Wenn ich unterwegs bin, komme ich sehr einfach mit Leuten in Kontakt, die Hemmschwelle ist geringer. Im Grunde ist es nur eine andere Art, auf sich aufmerksam zu machen. Außerdem macht es viel Spaß.
Express: Die "Homo-Ehe", Lesben und Schwule im Fernsehen und in politischen Ämtern. Geoutete Sportler, öffentliche Sympathiebekundungen großer Unternehmen wie zum Beispiel Google gegen die Bedingungen für Olympioniken in Sotschi. Ist eine Demo überhaupt noch nötig?
Molly Da Cota: Unbedingt! Sexuelle Vielfalt ist noch lange nicht so akzeptiert, wie es sein sollte. Natürlich gibt es diese öffentlichen Beispiele. Aber es gibt auch andere: Homo- Heiler sprechen auf einem Kongress in Kassel, in BaWü stimmt eine Vielzahl der Menschen gegen die Aufnahme sexueller Orientierungen in den Lehrplan. Da bekomme ich Kopfschmerzen!
Baginski: Die eingetragene Lebenspartnerschaft ist der Ehe nach wie vor nicht gleichgestellt. Kinderlose Ehen erhalten selbstverständlich steuerliche Vorteile, aber selbst eingetragene Lebenspartnerschaften, in denen Kinder aufwachsen, werden wie Singles besteuert. Das ist nicht nur ungerecht, sondern diskriminierend. Das wurde auch gerichtlich bestätigt. Die notwendige Konsequenz, eine Änderung des Steuergesetzes, hat die Bundesregierung aber noch nicht gezogen.
Molly Da Cota: Wir sind der Überzeugung, dass es einfach keinen Unterschied machen sollte, wer wen liebt, wer mit wem lebt. Es muss einfach nicht nur in Ordnung, sondern wirklich egal sein, welche Menschen ihr Leben miteinander verbringen rechtlich und gesellschaftlich. Das drückt unser diesjähriges Motto ja auch aus: Akzeptanz und nicht nur Toleranz. Das ist ein himmelweiter Unterschied.