Express: 40 Jahre gemeinsam auf der Rock-Bühne was waren die Highlights?
Werner: Natürlich unser erstes Konzert vor 40 Jahren an der gleichen Stelle und auf der gleichen, noch vorhandenen Bühne im Saal Raabe zu Mardorf. Unsere erste Tour durch das Allgäu und Österreich. Nicht zu vergessen das Konzert mit Status Quo und das Fehmarn Open Air. In Lehrte gab es ein tolles Konzert mit Nazareth und immer wieder Kirchhain ...
Gerhard: Das Jimi Hendrix Fehmarnfestival 2009. Unser 50.-Geburtstag-Konzert im Cineplex Marburg 2007. Das war einfach etwas ganz besonderes für mich. Viele Emotionen!
Express: Muss man als Zwilling geboren sein, oder habt ihr ein Rezept für ein derart dauerhaftes musikalisches Miteinander?
Werner: Natürlich muss man nicht als Zwilling geboren sein, um dauerhaftes musikalisches Miteinander zu erleben. Wir haben halt eine sehr enge Bindung zueinander, was bei Zwillingen jedoch eher der Normalfall ist. Michael, unser Drummer ist schon 30 Jahre dabei. Dieses zum Thema Kontinuität, was für eine Band sehr wichtig ist.
Gerhard: Ein Rezept gibt es nicht. Das Zwillingsdasein vereinfacht Vieles Die Chemie stimmt, ohne groß etwas sagen zu müssen. Nonverbal. Musik machen geschieht so wie über eine universelle Sprache. Das ist auch der Grund, warum die Bands Softeis oder Purple noch immer gut im Geschäft sind. Es sind die zwischenmenschlichen Aspekte, die den Erfolg der Band ausmachen.
Express: Gab's trotzdem mal Familienzwist auf oder abseits der Bühne?
Werner: Auf der Bühne gibt es keinen Stress. Dort verliere ich jegliches Gefühl für Zeit und Raum. Es gibt nur noch die Band und die Harmonie, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin ein anderer Mensch, als ob ich mit Warp 9.95 zu einem anderen Planeten fliege. Schwer zu beschreiben. Es macht halt ungeheuren Spaß. Diese Gefühle potenzieren sich durch die hervorragenden Musiker und Menschen auf der Bühne, sowohl links und recht als auch hinter mir.
Gerhard: Na klar gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten. Gehört zu einer guten musikalischen Beziehung dazu. Man sollte nur in der Lage sein, Zwistigkeiten auflösen zu können. Wir sind als Zwillinge auf der einen Seite sehr ähnlich, aber dennoch sehr verschieden. Gerade das macht die "Würze" aus.
Express: Wie sah euere musikalische Sozialisation aus?
Werner: Das klingt ja sehr pädagogisch. Dies könnte ich zwar pädagogisch beantworten, würde aber doch dann die Bühne wechseln, was hier nicht angebracht wäre. Da habe ich eine besserer Idee. Mein Bruder ist "Spezial-Pädagoge". Spezial-Pädagoge deshalb, weil doch ein überwiegender Teil der Band Pädagogen sind, und wir uns schon mal gerne selbst auf die Schippe nehmen. Gruppendynamische Prozesse im Rock & Roll. Also Gerhard, Dein Part.
Gerhard: Zu lange, um alles hier zu erzählen. Aber auf www.softeis.net gibt es jede Menge Infos zu diesem Thema.
Express: Wie kam die Rollenaufteilung Bass Gitarre zustande?
Werner: Auch diese Geschichte lasse ich Gerhard erzählen, dann ist es nicht so peinlich für mich. Ich bin ein Idiot, sonst wäre ich heute Gitarrist und nicht Bassist. Also gut, im Grunde möchte ich gar nicht tauschen. Es ist gut so wie es ist und genau richtig. Das Leben findet halt immer den richtigen Weg.
Gerhard: Das beantwortet Werner, hihi ...
Express: Gibt es etwas, was ihr rückblickend besser anders gemacht hättet?
Werner: Bin schon so alt, da fällt mir nichts ein. Zumindest nichts, was ich aus dem Ärmel schütteln könnte. Alles ist gut.
Gerhard: Ja, wir hätten 1981/82 nach dem Bellaphon-Plattenvertrag und den tollen Interviews im Fachblatt und in der Spotlight mit Softeis weiter machen sollen ...
Werner: Stimmt, hätten wir tun können. Haben wir aber nicht.
Express: Habt ihr privat eigentlich unterschiedliche Musikgeschmäcker?
Werner: Klar, Gerhard steht auf Abba und ich auf AC/DC und unsere gemeinsame Liebe ist Deep Purple. Nun mal im Ernst, da ich nicht nur Bassist bin, wie es so oft den Anschein hat, sind mir Instrumente wie Schlagzeug, Piano, Kontrabass, Cello und Gitarren aller Art nicht fremd. Das Cello ist mein absolutes Lieblingsinstrument nach dem Rickenbacker Bass und meinem Piano. Ich liebe klassisch solistische Cellowerke und Glenn Gould, den Wahnsinnigen am Piano. Ach ja, David Garrett ist auch noch so ein smarter Mistkerl.
Gerhard: Auf jeden Fall. Also gut ... Deep Purple ist eine gemeinsame Wellenlänge, ohne wenn und aber. Ich mag Abba, Annett Lousian, Tony Braxton, Loreena McKennit, Bach, Beethoven, Mozart. Und hier unterscheiden wir uns. Das sind auch meine Einflüsse, wenn ich Musik komponiere.
Express: Wie sähe euer Traum-Gig aus?
Werner: In einem vollen Stadion vor 100.000 Leuten spielen. Oder zumindest in der alten Festhalle in Frankfurt. Das wäre es. Nun, im Ansatz kann ich ahnen, wie "Mann" sich dann fühlt. Vor zwei Jahren hatten wir ein Konzert auf dem legendären Jimi Hendrix Festival auf Fehmarn. Da waren 10.000 Menschen, die uns hörten. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich noch drei Tage danach etwas davon hatte. Das war schon ein Highlight. Ausschnitte zu hören auf YouTube.
Gerhard: Ich würde gerne mal mit Leuten von Deep Purple auftreten.
Express: Was dürfen die Besucher am 4. und 5.11. in Mardorf erwarten?
Werner: Schon ein Konzert von Softeis. Aber wir spielen einige Songs aus den zwei Langspielplatten "The colours of a rainbow" und "Eiskalt" aus früheren Zeiten. Des weiteren gibt es Songs von den CDs "Never enough" und "Coming home". Also ein Griff in die Vergangenheit. Worauf ich mich sehr freue ist die "Komposition für Bass und Schlagzeug" von unserer ersten LP. Die werde ich zusammen mit unserem damaligen Drummer und Freund aus unserer Jugend Klaus Nass nach vielen Jahren wieder zusammen zelebrieren. Das meine ich, wie ich es sage. Etwas, was sein muss, worauf ich allerdings keinen gesteigerten Wert lege ist, dass ich mindestens drei Titel singen werde, da ich, wie bestimmt einige noch wissen, in den ersten Jahren Bassist und Sänger der Band war. Jaja, so wird es kommen. Unser Sänger Ronny schaut dann zu, und ich bin mir sicher, der eine oder andere Schmunzler wird Ihm und mir nicht verborgen bleiben ...
Es wird eine Foto- und Filmausstellung "40 Jahre Eismänner on stage" geben. Leckere Getränke. Nicht nur das Übliche. Alles in Allem soll es Spaß machen. Unsere Gäste können mit uns reden, wir verschwinden nicht backstage, sondern feiern zusammen.
Gerhard: Der Saal in Mardorf, wo alles begann, wird noch fast so aussehen wir vor 40 Jahren. Einfach kultig. In der zweiten Hälfte des Abends spielen wir dann Coversongs, die uns besonders am Herzen liegen. Wir werden uns mit den Leuten unterhalten und einfach FEIERN.
Jubiläums-Konzert "40 Jahre Eismänner on stage", Fr 4.11. und Sa 5.11. jeweils 21.00 Uhr, Saal Raabe, Mardorf
Interview: Michael Arlt