Express Online: Thema der Woche | 3. März 2011

Hochschule neuen Typs

Von der FH zur TH
Die Fachhochschule wurde 1971 gegründet, damals studierten in Gießen und Friedberg gerade einmal 1640 junge Männer und Frauen. Seit Ende der neunziger Jahre hat sie ihre Studentenzahl verdoppelt und ihr Leistungsspektrum in Lehre, Forschung und Weiterbildung kontinuierlich ausgebaut.
Heute ist die frisch umbenannte TH Mittelhessen mit 12.600 Studentinnen und Studenten die viertgrößte Fachhochschule in Deutschland, größere gibt's nur in Köln, München und Hamburg. Die TH bietet mehr als 50 praxisnahe Studiengänge in Wirtschaft, Informatik und Technik. Ihre Weiterentwicklung bringt die Hochschule auch mit einem neuen Corporate Design zum Ausdruck, das mit der Umbenennung ab dem 1. März ihr Erscheinungsbild prägt.
Hochschul-Kooperationen in Mittelhessen (Beispiele)
Studium
- Studiengang "Berufliche und betriebliche Bildung", Bachelor (TH, Uni Gießen)
- Studiengang "Leitung und Bildungsmanagement im Elementarbereich" Bachelor (TH, Uni Gießen)
- Studiengang "Biomechanik - Motorik - Bewegungsanalyse", Master (TH, Uni Gießen)
Forschung
LOEWE (Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz): "Biomedizinische Technik - Bioengineering & Imaging", 4,25 Mio (TH, Uni Marburg)
- Kooperatives Promotionsprogramm "Bioengineering & Imaging" (TH, Uni Marburg)
Weiterbildung
- Hochschuldidaktisches Netzwerk Mittelhessen (TH, Uni Gießen, Uni Marburg)
Sonstiges
- Hochschulinformationstage, jährlich für Schülerinnen und Schüler (TH, Uni Gießen)
- Entrepreneurship Cluster Mittelhessen (TH, Uni Gießen, Uni Marburg)
kro/pe
Tschüss FH: Technische Hochschule Mittelhessen lautet der neue Name der FH Gießen-Friedberg seit 1. März

Wer einen neuen Namen annehme, habe dafür gute Gründe und bringe damit gewichtige Veränderungen zum Ausdruck, sagte Günther Grabatin am Montag in seiner letzten Rede als Präsident der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Mit der Umbenennung wolle die Hochschule dokumentieren, "dass wir uns als Technologiemotor der Region begreifen". Der neue Name macht zudem deutlich, dass längst nicht mehr nur in Gießen und Friedberg Studiengänge angeboten werden, sondern auch in Wetzlar. Ist die Goethestadt doch bereits seit Herbst 2001 Standort des dualen Studiengangs "Studium Plus".

Als einzige technisch ausgerichtete akademische Ausbildungsstätte zwischen Kassel und Frankfurt sieht Grabatin seine Hochschule in einer besonderen Verantwortung für die Region Mittelhessen: "Wir wollen mit Spitzenleistungen in Forschung, Entwicklung und Transfer die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft nachhaltig stärken und mit einem Qualifikationsangebot bis hin zur Promotion hochqualifizierte Fachkräfte an die Region binden und auch nach Mittelhessen locken." Die beiden mittelhessischen Universitäten in Gießen und Marburg sieht er dabei als Partner. Erst vor wenigen Wochen haben die Justus-Liebig-Universität, die Philipps-Universität und Grabatins Hochschule ihren 2005 geschlossenen Kooperationsvertrag erneuert.

Neben der praxisnahen akademischen Lehre sind für Grabatin die anwendungsorientierte Forschung & Entwicklung sowie die Weiterbildung die zentralen Arbeitsfelder der Hochschule. In Bachelor- und Masterstudiengängen biete die TH heute die gleichen akademischen Abschlüsse wie die Universitäten. In der Forschung, so der TH-Präsident, habe man im vergangenen Jahr mit sechs Millionen Euro dreimal so viele Drittmittel eingenommen wie noch im Jahr 2005. Und mit der Gründung des Hochschulzentrums für Weiterbildung habe die TH ein Feld besetzt, das hohe Wachstumsraten verspreche.

Grabatin sieht die TH Mittelhessen auf dem Weg zu einer Hochschule neuen Typs, wie sie der Wissenschaftsrat jenseits der bestehenden Einteilung in Universitäten und Fachhochschulen prognostiziert. "Für unseren Weg zu einer solchen Hochschule steht der Name Technische Hochschule Mittelhessen. Aber wir sind ganz am Anfang dieses Weges. Denn was uns noch weithin fehlt, ist eine Forschungsinfrastruktur, die es uns erlaubt, dauerhaft erfolgreich um große anwendungsorientierte Forschungsprojekte zu konkurrieren." Die TH habe sich deshalb das mittelfristige Ziel gesetzt, ihren Etat auf annähernd 100 Millionen Euro zu verdoppeln und den wissenschaftlichen Mittelbau um 200 Mitarbeiter aufzustocken.

Dass die Hochschule das "personelle Potential" besitze, erstklassige Forschung zu betreiben, habe sie freilich mehrfach bewiesen, unterstreicht Grabatin: "Im nationalen Vergleich der Fachhochschulen haben wir in den vergangenen Jahren immer einen vorderen Platz eingenommen. In Hessen waren wir die erste Fachhochschule, der es gelungen ist, ein Projekt im Rahmen der Landesoffensive zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz zu akquirieren."

kro/pe