Der knapp 150 Jahre alte Storchenschnabel ist das Prunkstück der Mathematischen Modellsammlung. Im 19. Jahrhundert diente das wertvolle Unikat mit den langen Armen als mechanischer Photokopierer zum Verkleinern von Landkarten. Heute schauen sich Studierende das Gerät an, wenn sie die Strahlensätze besser verstehen wollen.
Die Marburger Mathematikprofessorin Ilka Agricola hat die Modelle zu neuem Leben erweckt. Zum 125-jährigen Jubiläum des Fachbereichs ist die Sammlung offiziell wieder eröffnet worden. Mehr als 40 Jahre verstaubte sie in Schubladen und Kisten. "Als die Computer kamen, wurde sie ganz eingemottet", erzählt Agricola. Sie hat die wertvolle Kollektion wieder aufgebaut und umzahlreiche neue Modelle ergänzt. Mit mehr als 100 Exponaten hat die Philipps-Universität nun eine der wenigen Mathematischen Modellsammlungen, die es bundesweit noch gibt.
Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die alten Geräte den PCs in mancher Hinsicht überlegen sind: "Viele Entwicklungen in der Mathematik versteht man nicht, ohne in die Vorzeit des Computers zurückzugehen", erklärt Agricola. Die Expertin für Differentialgeometrie und globale Analysis verwendet die anschaulichen Modelle gern in der Lehre. Schließlich wissen die meisten heutigen Studierenden kaum mehr, was ein Rechenschieber ist. Jetzt hängt ein riesiges Exemplar im Foyer, wo sie seine Funktionsweise ausprobieren können. Dass sich die Geräte anfassen lassen, scheint das Verstehen zu fördern.
Zu Agricolas Lieblingsmodellen zählt das Planimeter. Das äußerst präzise Gerät ist simpel gebaut und lässt sich mühelos in die Tasche stecken. Wer einmal mit dem Planimeter den Flächeninhalt des gewundenen Edersees ausgerechnet hat, vergisst es aber garantiert nicht, versichert die 37-Jährige: "Der Aha-Effekt ist mitunter unglaublich groß." Mit Hilfe der Modelle lasse sich Mathematik anfassen und begreifen. Im Unterschied zum Gießener Mathematikum richtet sich die Marburger Sammlung allerdings an Studierende.
So gibt es gewundene Schraubenflächen, Theodoliten aus der Vermessungskunde und Integraphen, die den Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung erläutern. Zu den Glanzstücken der Feinmechanik gehört der "harmonische Analysator", mit dem ein periodisches Signal in seine Obertöne zerlegt werden kann. In den 60er Jahren kostete der Analysator so viel wie ein Mittelklassewagen.
Für die Geometrie hat Mitarbeiterin Ramona Trusheim bunte Würfelfünflinge, Dodekaeder, Oktaeder, eine geodätische Kuppel und einen Ikosaeder aus Karton gebaut. Es gibt aber auch noch alte Kartonmodelle für Flächen zweiter Ordnung, deren Formen an Kühltürme (Hyperboloid) und Chips (hyperbolinischer Paraboloid) erinnern.
Zu den Attraktionen zählt das Gips-Modell des so genannten Affensattels, mit dem Agricola den Begriff der Differenzierbarkeit in der Analysis erklärt. In Marburg sitzt tatsächlich ein kleiner Affe auf dem Sattel, für den Trusheim eigens ein T-Shirt mit dem Uni-Logo genäht hat. An ihm kann man nämlich sehen, warum das Modell Affensattel heißt: Der Sattel hat nicht nur zwei Senken für die Beine sondern noch eine dritte Senke für den Schwanz des Tieres.
Wir haben ein spannendes Programm vorbereitet. Auch bei diesem Abenteuer-Tag ist wieder für alle etwas dabei: für Jung und Alt, für Natur- und Outdoor-Begeisterte, für Foto- und Kulturinteressierte", ist sich Organisationsleiter Geert Schroeder vom Team planetview sicher. Den Anfang in der Kongresshalle macht am Samstag um 14.00 Uhr GEO-Fotograf Peter Gebhard, der von seinen Abenteuern in Island berichtet. Gletscher und Geysire, Wüsten und Vulkane: Auf Island ist die ganze Kraft der Erde sichtbar. Im letzten Jahr reiste Gebhard extra nach Island, um den spektakulären Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull zu bewundern. Diese faszinierenden Aufnahmen bereichern das Länderportrait des Island-Experten.
Im Anschluss zeigen Monika Koch und Heiner Tettenborn ab 17.00 Uhr "Afghanistan von innen". Das Paar begab sich mehrere Male ungeschützt von militärischer Begeleitung tief in ein Land, das immer wieder die Schlagzeilen beherrscht. Sie präsentieren ein gefühlvolles und persönliches Länderporträt und stellen fest: Afghanistan ist unbeschreiblich schön. Hier wohnen faszinierende Menschen, deren Gastfreundschaft Koch und Tettenborn schon seit Jahren sehr schätzen. Und die sie schützt.
Den Abschluss des Tages gestaltet um 20.00 Uhr Dirk Bleyer mit seiner Reisereportage über Südafrika. Zwischen dem Kap der Guten Hoffnung und dem Krüger Nationalpark bereist der Foto-Journalist grandiose tierreiche Landschaften und trifft auf interessante Menschen. Der Vortrag wurde bereits mit diversen renommierten Foto-Preisen ausgezeichnet.
Die Veranstalter von planetview laden nicht nur zu faszinierenden Reisen in ferne Länder ein, sondern haben den Abenteuer-Tag durch ein kleines Begleitprogramm bereichert: die Gäste können zum Beispiel gebrauchte Reiseliteratur auf dem so genannten "LiteraTOUR-Flohmarkt" erwerben. Zudem werden bei allen Vorträgen Gewinnspiele durchgeführt. Auf die Kinder wartet ein vier Meter großer aufgeblasener Gummi-Elefant.