Da sitzen sie alle, die Erwachsenen, die Lehrer, Eltern, Verwandten, Trainer, Erzieher, Busfahrer, Hausmeister. Und jetzt müssen und dürfen sie mal zuhören: "Ihr versucht, uns etwas über die Welt zu erzählen", sagt ein Zehnjähriger. "Ihr erklärt uns, was Liebe ist. Ihr erklärt uns, was Krieg bedeutet."
Hier nicht. Im Theaterstück "Dass nach dem Tag die Nacht kommt" hat sich die altbekannte Situation, dass Erwachsene Kindern das Leben erklären, umgekehrt. "Hier sind die Erwachsenen das Publikum, das den Kindern und Jugendlichen auf der Bühne zuhört, während diese darüber reden, wie Erwachsene ihre Welt auf sie projizieren", erläutert Rolf Michenfelder vom german stage service.
Als deutsche Erstaufführung wird das von Michenfelder und Anna Krauß inszenierte Stück am 18. November im Marburger G-Werk aufgeführt. Für die Premiere hat der Verlag extra eine deutsche Übersetzung des im Original flämischen Textes anfertigen lassen. Mehr über das Stück, bei dem endlich auch mal die Eltern zuhören müssen, erzählen die Theatermacher Michenfelder und Krauß im aktuellen Thema der Woche.
Und warten auf einen ganz bestimmten Moment nach der Uraufführung: "Was passiert, wenn die Eltern aus dem Theater rausgehen, was geht dann in ihnen vor. Werden sie ihr Rollenverhalten als Erwachsene, ihren Umgang mit Kindern verändern?"