Editorial | 27. Oktober 2011

Signalwirkung

Gut ins Wintersemester gestartet? Noch auf den letzten Drücker ein WG-Zimmer gefunden oder zumindest einen Platz zum Schlafen und einen Sitzplatz im überfüllten Seminar?

So eng ging's in den Uni-Städten noch nie zu. Nach vorläufigen Berechnungen schrieben sich erstmals mehr als 500.000 Studienanfänger an den Hochschulen ein. Die geburtenstarke Abiturjahrgänge und der Wegfall der Wehrpflicht sorgen für einen beispiellosen Studierenden-Ansturm.

Es ist ein starkes Signal, dass heute so viele junge Menschen ein Studium beginnen", freut sich Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und versucht zu beruhigen: Viele Hochschulen hätten sich auf die steigenden Anmeldezahlen vorbereitet, zusätzliches Personal eingestellt, Räume angemietet, etc.

Doch das stimmt nur begrenzt. So sehr sich die Unis mit "Task Forces" oder zusätzlichen Tutoren-Stellen auch abmühen: Die Mittel, die ihnen zur Verbesserung der Lehre zu Verfügung stehen, reichen angesichts der Rekord-Studentenzahlen bei weitem nicht aus.

Wie prekär die Finanzlage der hessischen Hochschulen unter anderem durch die Kürzungen der CDU/FDP-Regierung beim Hochschulpakt ist, zeigt ein Blick auf so manche Uni-Personalpolitik: Wo viele freie Stellen beispielsweise in der Univerwaltung oder dem wissenschaftlichen Mittelbau erst mit deutlicher, monatelanger Verspätung besetzt werden, um Geld zu sparen und den klammen Unietat zu entlasten.

Das "starke Signal" der jungen Menschen nach Bildung ist da. Das starke Signal der Politik, den Hochschulen auch angemessen Geld zur Verfügung zu stellen, fehlt.

Georg Kronenberg