Express Online: Editorial | 3. Februar 2011

Mogelpackung

Sie sind jung, begabt und wollen durchstarten? Ab sofort ist das ganz einfach: Sie müssen sich nur das am Dienstag von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) vorgestellte "Deutschlandstipendium" holen – und können sich anschließend unbeschwert von finanziellen Sorgen ins Studium stürzen und büffeln.

Denn das "Deutschlandstipendium" in Höhe von 300 Euro pro Monat soll die eigenen "Bordmittel" zum Studium ergänzen, auch das BAföG. 150 Euro übernimmt der Staat. Die andere Hälfte kommt von privaten Geldgebern. Rund 10.000 Studierende sollen dieses Jahr gefördert werden.

Hört sich prima an. Ist es aber nicht: Der Bund zahlt seine Hälfte nämlich nur, wenn die andere Hälfte von einem privaten Stifter bereitgestellt wird. Und das Einwerben von Sponsorengeldern, um das sich die Unis kümmern müssen, läuft nur zäh an.

Aber selbst wenn 10.000 Studis einen Sponsor fänden, wären das noch nicht einmal ein halbes Prozent aller Studierenden, – mit einem "Deutschlandstipendium" hat das herzlich wenig zu tun. Ihr einstiges Ziel, bis Ende der Legislaturperiode acht Prozent der Studierenden mit dem Programm zu fördern, hat die Bundesbildungsministerin längst ad acta gelegt.

Äußerst fragwürdig ist zudem, dass die 300 Euro "einkommensunabhängig" verteilt werden sollen – also auch an Studis mit reichen Eltern, die das Geld zur Studienfinanzierung nicht brauchen.

Dafür wird beim BAföG trickreich gekürzt: So fällt bei der BAföG-Rückzahlung ab 2013 der Bonus für die 30 Prozent Besten eines Jahrgangs weg. Damit spart der Bund ganz zufällig genau den Betrag, den das neue Programm kosten soll. Fazit: Das Deutschlandstipendium ist eine reine Mogelpackung.

Georg Kronenberg