Express Online: Editorial | 27. Januar 2011

Genug Lebensmittel

... werden weltweit produziert, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren. Für die Welthungerhilfe ist es daher ein Skandal, dass ein Drittel aller auf der Erde erzeugten Lebensmittel auf dem Müll landen. In reichen Ländern wie z.B. in Deutschland werden jährlich ca. 20 Millionen Tonnen guter Nahrung weggeworfen. Diese sinnlosen Nachernteverluste belasten nach Angaben des WWF die Umwelt und verschärfen die globale Ernährungskrise.

Fünfzig Prozent der weltweit eine Milliarde vom Hungertod bedrohten Menschen sind Kleinbauern, die sich von dem ernähren, was sie selbst anbauen. Fällt ihre Ernte schlecht aus, dann können sie sich aufgrund ihrer Armut keine ausreichenden Nahrungsmittel dazukaufen. Während sich in vielen Ländern der Hunger durch Naturkatastrophen, durch bewaffnete Konflikte, Korruption und schlechte Regierungsführung verschärft, sind in den Industrieländern die ungleiche Einkommensentwicklung und die hohe Arbeitslosigkeit für den Hunger und die Mangelernährung von Menschen verantwortlich.

Ohne eine konsequente Armutsbekämpfung und eine umfassende Reform der Welthandelsstrukturen, ohne den Abbau der milliardenschweren Exportsubventionen, mit denen die Industrieländer ihre landwirtschaftlichen Überschüsse verbilligt in Entwicklungsländer exportieren und dort die einheimische Kleinlandwirtschaft zerstören, ohne Schuldenerlasse, höhere und effizientere Entwicklungshilfen und ohne die Sicherstellung gerechter Rohstoffpreise wird die globale Hunger- und Armutsbekämpfung scheitern.

Thomas Gebauer