Express Online: Editorial | 14. Oktober 2010

Aufmerksamkeit und Sensibilität

... verlangt das Thema "sexuelle Gewalt", damit es nicht nur als Medienthema behandelt und jederzeit von einem anderen Thema abgelöst werden kann. Wie geht es jetzt z.B. den Frauen und Mädchen, von denen die Medien noch Anfang September berichteten, dass sie in Ostkongo zu Hunderten von Soldaten vergewaltigt wurden? Wer kümmert sich heute um diese schwer verletzten und traumatisierten Menschen?

Täglich sind auch in Deutschland Frauen und Mädchen sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Sexualisierte Gewalt, erklärt eine Informationsbroschüre des für Mittelhessen zuständigen Frauennotrufs Marburg, sind nicht nur erzwungene sexuelle Handlungen sondern auch zweideutige Bemerkungen, scheinbar zufällige Berührungen und sexistische Bemerkungen am Arbeitsplatz, zu Hause, auf der Straße, am Telefon, im Internet, in der Freizeit, bei Ärztinnen und Psychotherapeutinnen, in partnerschaftlichen Beziehungen oder bei Freunden und Verwandten.

Zivilcourage und eine Kultur des Hinsehens kann verhindern, dass sexualisierte Gewalt Leben zerstört. Für die professionelle Unterstützung der Opfer braucht es fähige Menschen und geeignete Schutzräume. Angesichts der von Kürzungen und Schließungen durch die "Aktion Sichere Zukunft" der hessischen Landesregierung bedrohten Frauenhäuser sind für den mittelhessischen Raum die Arbeit und die Beratungsangebote des Frauennotrufs daher sehr wichtig. (www.frauennotruf-marburg.de).

Thomas Gebauer

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