Express Online: Editorial | 16. September 2010

Gefangen in der Endlosschleife

Weiter geht's: Die Laufzeit der 17 Kernkraftwerke in Deutschland wird um durchschnittlich zwölf Jahre verlängert und die schwarz-gelbe Bundesregierung, die nach Kräften vor der Atomindustrie buckelt, nicht müde, ihren Kniefall mit der Mär von der "Brückentechnologie" schönzureden.

Neu ist das nicht. Wie abgenutzt die PR-Strategie der Atomlobby mit der "Brückentechnologie" ist, weiß Gerhard Eppler, Landesvorsitzender vom hessischen Naturschutzbund (NABU): Schon in den 1980er Jahren hätten Politik und Kraftwerksbetreiber von der Atomkraft als "Übergangstechnologie" gesprochen, deren Zeit bald ablaufe. Belege hat Eppler zuhauf parat. So wird der einstige Veba-Chef Rudolf von Bennigsen-Foerder 1986 in der "Welt" zitiert: "Die Organe der Veba hätten die Kernkraft von Anfang an als eine Übergangslösung für die Deckung des Energiebedarfs angesehen".

24 Jahre später fordert Johannes Teyssen, Chef des Veba-Nachfolgers Eon, dann dreist zusammen mit anderen Stromkonzern-Chefs "eine satte zweistellige Zahl zusätzlicher Jahre, mindestens aber 15 Jahre" zusätzliche Laufzeit für die Atommeiler. Damit die Kernenergie auch ein "tragfähiger Brückenfeiler" in eine neue Energiewelt der Zukunft sei ...

Mal abwarten, ob sich die PR-Strategen der Atomlobby in den nächsten zehn, zwölf Jahren was Neues ausdenken, um dann die Verlängerungen der Laufzeitverlängerungen zu begründen.

Georg Kronenberg

Archiv 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004


Copyright © 2010 by Marbuch Verlag GmbH