Express Online: Editorial | 21. Januar 2010

Nervenkrieg und Wahnsinn

Mit dem Koalitionsvertrag scheint nichts mehr gut in Deutschland. Die FDP geht ihren Partnern mächtig auf die Nerven. Warum sonst forderte unser Landesvater Koch auf der letzten CDU-Tagung demnächst 40 Prozent erreichen zu müssen? Wie die Steuersenkung finanziert werden soll, wusste man schon bei dem Koalitionsverhandlungen nicht, aber wenn alle Stricke reißen gibt's noch TV-Schuldnerberater Peter Zwegat, es sei denn, die FDP schmeißt ihn raus, denn die Steuersenkungen sind sie ihrer Klientel schließlich schuldig. Und immerhin spart der Steuerzahler, wenn seine Staatsvertreter zum ermäßigten Mehrwertsteuersatz ins Hotel gehen.

Auch mit der Verteidigung hapert es. Zu Guttenberg will Bischöfin Käßmann für ihre Kritik an den "kriegsähnlichen Zuständen" über Afghanistan abwerfen, damit sie sich vor Ort ein Bild machen kann. In seiner Partei weiß man nicht so ganz, was man eigentlich will. Koch will anscheinend eine Rückbesinnung auf Zentrumsjahre und fordert, gleich seinem Vorbild, dem Erfinder der Arbeitsbeschäftigung Heinrich Brünning (Reichskanzler 1930-32) den Arbeitsdienst für Hartz IV-Empfänger, was Parteigenossin von der Leyen auf die Palme brachte.

Jetzt machte sogar schon Frau Merkel den Mund auf und forderte nach der Klausurtagung eine Kurskorrektur ihrer Partei. Nach links will man, ist aber im Prinzip nach allen Seiten offen. Was allerdings nach allen Seiten offen ist, ist für gewöhnlich nicht ganz dicht.

Stefan Schweidler

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