Express Online: Editorial | 1. Oktober 2009

Überflieger

Was für ein Wahlabend: Erst geht die Stimmung bei der Marburger SPD wegen des Debakels im Bund auf Grundeis – und zum Schluss gibt's dann doch noch Riesenjubel, weil Sören Bartol sich gegen den Trend durchsetzt und das Direktmandat holt.

Anders in Gießen: Dort muss sich SPD-Urgestein Rüdiger Veit, der dreimal das Direktmandat in Folge geholt hat, im Wahlkreis Gießen/Alsfeld Christdemokrat Helge Braun geschlagen geben. Allerdings ist dadurch dieser Wahlkreis mit vier Abgeordneten in Berlin vertreten. Denn Veit kommt ebenso wie Tom Koenigs von den Grünen und Hermann Otto Solms von der FDP über die Landesliste der jeweiligen Partei rein. Braun dagegen hätte es über die Liste nicht geschafft.

In Berlin sollte die wiedererstarkte FDP drüber nachdenken, ob sie ihren Guido Westerwelle wirklich als Außenminister positionieren will. Schließlich kann der sich zwar ausufernd zu etlichen Politikfeldern auslassen, nur zur Außenpolitik fällt ihm bislang nicht viel – und offenbar schon gar nichts auf Englisch ein. Hat Westerwelle sich doch bei seiner ersten Pressekonferenz nach den Wahlsieg hartnäckig und ziemlich unsouverän geweigert, eine Frage eines BBC-Reporters auf Englisch zu beantworten. Was wohl mit den nicht so dollen Englischkenntnissen unseres künftigen Außenministers zu tun hat, – wie auch das Youtube-Filmchen "Westerwelle Talking English" nahelegt.

Deshalb, liebe Koalitionäre, schickt doch bitte lieber den CSU-Shootingstar Freiherr Karl Theodor zu Guttenberg ins Auswärtige Amt. Der parliert besser Englisch, den könnte man auch prima als "der fliegende Baron" vermarkten. Für Westerwelle gibt's einen anderen Top-Job: Als Finanzminister kann er sich drum kümmern, wo das ganze Geld für die versprochenen Steuersenkungen herkommen soll ...

Georg Kronenberg

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