Express Online: Editorial | 13. August 2009

Der Sommer

... verschönert und vergrößert in vielerlei Hinsicht die sichtbaren Lebenszusammenhänge und ist nicht nur die wärmste der vier Jahreszeiten auf der nördlichen Erdhalbkugel, sondern auch die Zeit der längsten und mit Licht durchfluteten Tage.

Vielleicht liegt es an diesem erhöhten Energieeintrag durch die Sonne, dass neben den beschleunigten und intensiveren Wachstumsschüben der Natur auch die Menschen im Sommer vermehrt nach draußen streben und mit größerer Lust auf Lebensfreude auch ihre Sinne für die Wahrnehmung der vielfältigen Naturphänomene schärfen und erweitern.

Vor allem der Hochsommer zeichnet sich aus durch kraftvolle Landschaftsbilder mit reifen Früchten, auf den Feldern stehenden Kornähren und den Ernten von Gräsern und Getreiden, gleichsam wie inszeniert zu einer Hochzeit der Elemente. Ein Flirt mit dem Glück scheint im Sommer größere Chancen auf Erfolg zu haben und nicht zuletzt inspirieren die sommerlichen Mischungen aus Licht und Wärme auch eine vermehrte Hoffnung der Menschen auf Zusammensein und die Vielzahl an Möglichkeiten ihrer Vollendung.

Allein die Erinnerung an eine pulsierende Sommerzeit vermag daher neben der spürbarer gewordenen Sehnsucht auf Zweisamkeit ein kleines Stück zumindest auch die Phantasie ihrer Erfüllung vorweg zunehmen und die Einsicht zu vertiefen, dass ein Mensch allein sich nicht wärmen kann und dass Werden und Vergehen, Wachsen und Reifen, Vergänglichkeit und Erneuerung ihre eigenen Zeiten im Kreislauf der Natur finden müssen.

Thomas Gebauer

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