Express: Sechs arbeitslose Schauspieler tun sich zusammen, um eine Bühnenshow zu kreiieren und so den Frust der Arbeitslosigkeit zu verarbeiten ... Der Plot von DSSDW erinnert an die Theater-Gegenstand-Erfolgsprodukton "Ladies' Night". Zufall oder Kalkül?
Peter Gerst: Kein Kalkül, auch wenn Ladies Night in DSSDW zitiert wird und das nicht nur in Worten (!). Vielleicht aber auch kein Zufall, sondern Folge einer Vorliebe der Beteiligten für Charaktere mit Eigenheiten, Macken und Emotionen sowie dem typischen Interesse Kulturschaffender am Thema Geldmangel.
Express: Wie ist das Stück auf die Bühne gekommen?
Peter Gerst: Es rutschte beim letzten Marburger Kurzdramenwettbewerb in die Kategorie "Interessant, damit sollte man etwas machen." Das taten die Mitglieder einer Improtheater-Gruppe: Sie besorgten eine längere Fassung des Stücks und erweiterten die Zahl der Figuren von drei auf sechs. Als ich die Regie übernahm, habe ich diese Figuren dann als Charaktere definiert und eine passende Dramaturgie entwickelt.
Express: Wieviel Selbstreflektives steckt für das Ensemble in den Rollen?
Peter Gerst: Einiges. Im Stück erzählen die Protagonisten sowohl vom Schauspielerdasein als auch vom Leben in der Welt der Arbeitsvermittlung mit ihren Qualifizierungen, Trainings, Motivationsratschlägen, Karrieretipps und Frustrationen. Das erste kennen die Ensemblemitglieder aus unmittelbarem Erleben, das zweite aus mehr oder minder direkter oder indirekter Erfahrung.
Express: "In unserem Stück setzen wir uns dezidiert ab von der korporatistischen Geschlecktheitheit des zeitgenössischen Bühnenwesens." Bitte mal kurz erklären.
Peter Gerst: Das muss man nicht verstehen. Wichtiger ist, dass man sich von der emotionalen Wucht der Aussage beeindrucken lässt und ihre praktischen Seiten nutzt zum Beispiel um intellektuelle Freunde zu überreden, in die Show zu gehen oder wie die Spieler im Stück um Zuschussgeber davon zu überzeugen, die Show als kulturell außerordentlich bedeutsam zu fördern.
Express: Das Stück ist als trashige Show angelegt. Das Thema selbst ist ein durchaus ernstes. Gibt es für die Zuschauer auch etwas zu lachen?
Peter Gerst: Klar. Schließlich ist es eine Show. Da wird viel gelacht: Mal soft, voller Sympathie für die Charaktere und ihre Macken, mal laut angesichts knallender Komik und gnadenlosem Slapstick und auch mal feinsinnig in Folge des entdeckten sprachlichen und inszenatorischen Hintersinns.
Express: Wann sind die weiteren Aufführungen?
Peter Gerst: Wir werden im September in Marburg auftreten. Daneben planen wir aktuell auch Gastspiele in Gießen und Wetzlar.
Interview: Michael Arlt
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