Express Online: Editorial | 21. August 2008

Den Ruin

... vermeiden und als Reicher enden – kommt wie die flache Bedienungsanleitung eines neoliberalen Lebensentwurfes daher und ist, in die Ebene projiziert, das Ziel eines der erfolgreichsten Brettspiele des vergangenen Jahrhunderts.

Sie vermuten richtig: Es dreht sich um Monopoly. Und natürlich haben Sie recht, wenn Sie flugs die Verharmlosung eines Vernichtungswettbewerbs bar jeglicher sozialer Vernunft anmahnen. Das soll uns aber mal einfach nicht weiter stören. Denn es ist der Mensch auch ein spielender, und in Zeiten, wo Computer-Games offiziell zu Kunst erhoben werden, wohl kaum ehrenrührig, sich als bekennender Monopolyst zu outen. Was zum eigentlichen Zweck dieser Zeilen führt.

Seit kurzem nämlich bevölkert eine spezielle Gießen-Ausgabe von Monopoly die einschlägigen Regale: Zwischen Reichenberger Straße und Seltersweg können die Spieler mit Sinn für Ortskolorit ihre eckigen Runden drehen und in altbekannter Manier einem fröhlichen Steinzeit-Spekulantentum huldigen. Redaktionsintern wechselte so im Straßenkampf um Schotter und Immobilien die Stadt der Schlammbeiser bereits mehrmals ihre skrupellosen Besitzer. Wir können es kaum erwarten, das Gleiche eines nicht ganz fernen Tages vielleicht auch von Marburg zu berichten ...

Vorher allerdings muss erstmal gehe ins Gefängnis

Michael Arlt

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