Express Online: Editorial | 26. Juni 2008

Strippen ziehen

Dem Lotkölben-erprobten Elektroniktüftler mag es Spaß machen – für die meisten PC-User ist es dagegen eher ein Grauen: das Strippen ziehen, einstöpseln, Kabel verlegen beim Heim-PC und, schlimmer noch, beim kleinen Heim-Netzwerk. Da passt nicht selten nicht zusammen was zusammen gehört, werden an sich harmlose Drahtverbindungen zu heimtückischen Stolperfallen oder verwandeln sich ordentlich aufgerollte Kabel binnen Sekunden in völlig wirre, unzweifelhaft auf ewig unentwirrbare Knäuel.

Doch, Silicon Valley sei dank, für letzteres gibt es inzwischen Abhilfe: gestandene Experten, die das Entwirren gordischer Kabel-Knoten als buchstäblich sportliche Herausforderung begreifen. Gerade erst hat die erste große Meisterschaft im Netzwerkkabel-Entwirren in Los Angeles stattgefunden: Beim "speedcabling" müssen in möglichst kurzer Zeit zuvor von professionellen Verknotern verzwirbelte Netzwerkkabel zwischen 2 und 6,4 Metern Länge entwirrt werden.

Was etwa die graziöse Anmutung von einem ausgearteten Spaghetti-Weitwurf-Wettbewerb (http://speedcabling.org/) und natürlich allemal das Zeug zum Trendsport für den feinmotorischen Computerfreak hat. Wenn auch die Zukunft des neuen Kabelsalat-Contests noch in den Sternen steht. Schließlich sind auch Funknetzwerke seit geraumer Zeit im Trend und das gemeine Netzwerkkabel deshalb vielleicht bald ausgestorben.

Georg Kronenberg

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