Express Online: Editorial | 1. Mai 2008

Naturwunder und Nachhaltigkeitsreserve

Seit mehr als drei Millionen Jahren unternimmt die Natur ununterbrochen Experimente, um sich in den stetig verändernden Bedingungen auf der Erde optimale Überlebenschancenzu schaffen. Als wahren Überlebenskünstler identifizierten Wissenschaftler jüngst eine hundertjährige Fichte in Finnland, deren unter der Erdoberfläche gewachsener Vegetationskörper laut Radiokohlenstoffanalyse 9550 Jahre alt ist bzw. auf der Wurzel hat.

Die moderne Bionik, eine sich auf Naturstudien und den daraus abgeleiteten wissenschaftlichen Erkenntnissen stützende Wissenschaft schlussfolgert darüber hinaus, dass das Wachstum von Bäumen nicht biologischen Zufälligkeiten folgt, sondern wohlorganisierte Systeme hervorbringt. Diese lastenangepassten Wachstumssysteme sorgen z.B. dafür, dass auch große Bäume mit schweren Ästen den gewaltigsten Wind- und Schneelasten trotzen können ohne zu brechen.

Nachdenklich machen die Informationen eines jüngst in Berlin organisierten Amazonas-Kongresses. Mehr als 7000 Quadratkilometer Urwald sind in dem als Sauerstoff produzierenden Lungenflügel der Erde bezeichneten Amazonas-Gebiet von August bis Dezember des vergangenen Jahres abgeholzt worden. Umweltforscher sehen in den Abholzungen einen Zusammenhang mit den gestiegenen Weltmarktpreisen für Soja, Fleisch und Holz, aber auch zu der größeren Nachfrage nach Bioethanol und Biodiesel. Sie befürchten, dass sich die galoppierende Urwaldvernichtung im Amazonas-Gebiet und anderen Urwaldregionen der Erde beschleunigen wird. Das darf nicht passieren!

Thomas Gebauer

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