Express Online: Editorial | 17. April 2008

Sex and Crime. And Sex.

Früher war anders. Beispiel Tiere in der öffentlichen Wahrnehmung. Möchte nurmal auf die Natursendungen im Fernsehen hinweisen. Da wurde am Sonntagnachmittag zur besten Kindersendezeit auf der öffentlich-rechtlichen Mattscheibe kopuliert, was das Zeug hielt. Ob Schwarzfersenantilope, Schuhschnabel oder Sandmull – alles, was da kreuchte und fleuchte, trieb es ganz nach Gusto und Gangart. Und sorgte beim kindlichen Publikum und anwesenden Sorgeberechtigten für manch' hochnotpeinliche Verlegenheit. Aber auch dafür, dass Serengeti nicht sterben würde. Bei Sielmann, Grzimek und Co. gab's halt kein Tabu. Solch' munter-naives Spannertum kippte, als die erste Gottesanbeterin zum Männchen-Auffressen nach Vollzug vor die Makro-Linse gebeten wurde. Und endete in Konsequenz bei Blut-Knut und dem Karpfenmassaker, Killer-Orcas Robbengemetzel in Superzeitlupe und der eben noch so possierlichen Schimpansenhorde, die sich an die Kannibalenmahlzeit macht. Schlimme Zeiten.

Aber halt, was grüßt einen denn da justament von Plakatwänden herab? In vielfacher Lebensgröße und gestochen scharf? Ein bunt schillerndes Pärchen ist's, von Eisvögeln. Bei ebensolchem Geschäft. Womit ein Weizenbier beworben wird. Und somit zwei der schönsten Dinge der Welt ganz locker im Einklang schwingen. Mensch, ist doch noch immer alles beim Alten. Kannst endlich rauskommen, Frühling!

Michael Arlt

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