Express Online: Editorial | 10. April 2008

Menschenrechte als olympische Disziplin

Die Olympischen Spiele und der Sport sind kulturell und politisch von großer Bedeutung. In der Antike dienten die Spiele den Griechen nicht nur als gesellschaftliches und wirtschaftliches, sondern auch als politisches Forum, um ihre innerstaatliche Eintracht zu stärken. Für den Schutz und die Sicherheit aller Beteiligten wurde eine heilige Waffenruhe garantiert. Mit der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking war die Hoffnung auf eine Verbesserung der Menschenrechtssituation in China verbunden, und damit ist nicht nur das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung gemeint. Für die Bürgerrechtler in chinesischen Gefängnissen, die sich für landlose Bauern und aidsinfizierte Kinder einsetzen, für die Menschen in Tibet aber auch für die Menschen in Darfur, deren Schicksal vom Einfluss Pekings auf die Regierung im Sudan abhängt, darf es nicht bei verbaler Solidarität bleiben.

Offene Diskussionen über Menschenrechte sind ein Maßstab nicht nur für die olympischen Spiele in China, sondern auch für die politische Kultur des Internationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Olympischen Sportbundes. Vor allem die Sportfunktionäre des IOC und des DOSB könnten diese Chance nutzen, ihren göttergeichen Status zu überdenken und die oft fehlende Transparenz ihrer Entscheidungen zugunsten demokratischer Zielsetzungen zu verändern. Der Schutz der Menschenrechte gehört in die Verantwortung aller Olympier und der übrigen Weltgemeinschaft.

Thomas Gebauer

Archiv 2007 >> Archiv 2006 >> Archiv 2005 >> Archiv 2004 >>


Copyright © 2008 by Marbuch Verlag GmbH