Express Online: Editorial | 31. Januar 2008

Ende des Superlativs

Jubel, Trubel, Zähneknirschen: Während die Sozialdemokraten Silke Tesch und Thomas Spies sich in Marburg als strahlende Sieger in die Arme fallen, steht Christean Wagner ernst blickend an der Seite eines ebenfalls sehr ernsten Roland Koch in Wiesbaden. Wagner, immerhin Ex-Justizminister, hat sein Direktmandat in Marburg-Biedenkopf im Kochschen Abwärtsstrudel ebenso klar verloren wie CDU-Parteifreund Frank Gotthardt.

In Gießen wiederum war Wahlkreis-Titelverteidiger Klaus Peter Möller (CDU) von seinen erdrutschartigen Verlusten (15 Prozent) so angefressen, dass er dem Sieger Gerhard Merz (SPD) anfangs nicht mal, wie es üblich ist, per Handschlag gratulieren wollte. Mit zusammengebissenen Zähnen tat er es schließlich doch.

Szenen aus einem denkwürdigen Wahlabend – an dem allen voran der Erfinder des "brutalstmöglichen" Superlativs die gerechte Quittung für seinen Versuch bekommen hat, mit Ängsteschüren Stimmen zu gewinnen und auf die altbewährte Anti-Ausländer-Nummer zu setzen.

Nur, es gibt eben gute und schlechte Verlierer. Dass die Tage ins Land gehen und dieser Ministerpräsident trotz seines Absturzes jetzt so beharrlich am Posten klebt, wundert da kaum. Wer erwartet denn ernsthaft von einem egomanischen Politiker mit einem so ruppigen Politikstil, dass er einfach klein beigibt, in sich geht und mal ganz ehrlich zugibt, dass er es "brutalstmöglich" vergeigt hat?

Georg Kronenberg

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