Express Online: Thema der Woche | 26. April 2007

Ureichenweg, Zweiburgenroute und Jahrhundertbaumtour

Ein Wanderweg in Premiumqualität soll Urlauber in die ehemalige Bergbauregion von Dillenburg bis nach Marburg locken. Doch Sturm Kyrill hat die ehrgeizigen Pläne ausgebremst.

Wir sind so schön", schwärmt Regionalmanager Ernst-Ludwig Wagner: "Wir können mit jeder anderen Region mithalten". Der Haken ist allerdings: Unter Urlaubern ist das Lahn-Dill-Bergland bislang fast unbekannt. Die Region mit dem rollenden R, die von Biedenkopf über Bad Endbach bis in den Lahn-Dill-Kreis hineinreicht, war jahrhundertelang vom Bergbau geprägt. Inzwischen sind die Hütten und Gruben längst geschlossen. Jetzt setzt die Region auf den Fremdenverkehr. Mit Unterstützung der Europäischen Union wurde das erste gemeinsame Tourismusbüro für die 19 Städte und Gemeinden des Berglandes eröffnet.

Es gibt Hügel, Wälder und Täler, so weit das Auge reicht, sagt Wagner. Und genau damit will das von Lahn und Dill umschlossene Gebirge Urlauber locken: Ein Wanderweg, ebenso schön wie der hoch gelobte Rothaarsteig, soll die Landschaft von Dillenburg bis nach Marburg durchqueren. Im Mai sollte er eröffnet werden. Doch nun hat Sturm Kyrill den Plänen einen herben Rückschlag versetzt. An vielen Stellen lässt sich der Wald immer noch nicht betreten. Frühestens im Spätsommer kann der 93 Kilometer lange Wanderweg eingeweiht werden, der Premiumqualität haben soll. 16 Rundwanderwege mit Namen wie Postraubroute, Jahrhundertbaumtour, Streuobstwiesenroute, Ureichenweg und Zweiburgenroute werden folgen. Sie sind so konzipiert, dass sie an vielen Aussichtspunkten, Bächen und idyllischen Rastplätzen vorbeiführen.

Die Wanderer auch einmal überraschen will die Leiterin des neu gegründeten Tourismusbüros, Martina Westermann. In der Subach, wo die armen Leute von Kombach einst eine Geldkutsche überfielen, müssen sie – zumindest gelegentlich – mit Raubüberfällen rechnen. Nachgedacht wird über einen Kyrill-Lehrpfad. Wer sich schon jetzt einen Eindruck von der Qualität der Wanderwege machen will, kann den 2005 eröffneten Vier-Täler-Weg rund um Bad Endbach gehen.

Ansonsten vermarktet Westermann zurzeit zwangsläufig zunächst die drei großen Radwege, die an Salzböde und Dill entlang und vom Perfstausee zum Aartalsee führen. Einen Namen will sich die Region auch unter Reitern machen, für die es 15 Wanderreitstationen sowie 21 Reiterhöfe und Reitschulen gibt.

Das Lahn-Dill-Bergland erhofft sich vom Tourismus einen neuen Wirtschaftsfaktor. Schließlich habe sich gezeigt, dass der Rothaarsteig Gastronomen und Hoteliers zu einem ungeahnten Aufschwung verholfen hat. Und neue Arbeitsplätze kann die Region brauchen, die sehr viele Pendler, sehr viele kleine Waldbesitzer und einige größere Betriebe aus der Stahl- und Automobilzulieferindustrie aufweist.

Dem Gesundheitstourismus hat sich in der Vergangenheit vor allem der Kurort Bad Endbach verschrieben. Doch auch Gladenbach hofft auf Kurgäste. Zudem locken Dillenburg mit der Geschichte der Oranier, Herborn mit seiner Altstadt und der Aartalsee bei Bischoffen.

Indes lässt sich noch nicht einmal genau sagen, wie viele Übernachtungen die Region bislang vorzuweisen hat. Mindestens 30.000, schätzt der Regionalmanager. Aber darin sind die zahlreichen Ferienwohnungen, die das Gros der Herbergen ausmachen, noch nicht einmal enthalten. Wagner ist sich jedenfalls sicher: "Wir haben ein Potenzial, mit dem sich viel mehr wuchern lässt."

Weitere Informationen: www.lahn-dill-bergland.de oder Tel. 02776-80115.

Gesa Coordes

Archiv 2007 >> Archiv 2006 >> Archiv 2005 >> Archiv 2004 >>


Copyright © 2007 by Marbuch Verlag GmbH