Er ist kein Freund von Scheinwerfern und schon gar nicht von harten Schatten. "Ich mag keine groben Dinge", sagt Eduardo Serra. Er wolle lieber "mit sanftem Licht dramatische Wirkungen erzielen" und das ist dem 1943 in Lissabon geborene Kameramann, der seit 1970 französischer Staatsbürger ist, ein ums andere Mal gelungen.Zweimal war Serras Kameraführung bereits für den Oscar nominiert: 1998 für "Die Flügel der Taube" und 2004 für "Das Mädchen mit dem Perlenohring". Für diesen Erfolgsfilm, in dem Serra die holländische Genremalerei des 17. Jahrhunderts filmisch neu interpretiert wurde er im gleichen Jahr mit dem Europäischen Fimpreis als bester Kameramann ausgezeichnet.
Bekannt wurde Serra, der in den 1960er Jahren an der Pariser Filmhochschule École Louis Lumière studierte und 1973 seine Karriere als Kameraassistent an Philippe Labros Komödie L'Héritier begann, vor allem mit seiner Fotografie von Patrice Lecontes Drama "Der Mann der Friseuse" (1990). Um die Amour-fou-Geschichte in das von ihm gewünschte, sanfte Licht zu rücken, installierte er am Filmset in Südfrankreich 400 Leuchtstoffröhren.
Serra arbeitet wie "kaum ein zweiter Kameramann des Gegenwartskinos mit dem Licht als einem differenzierten und beweglichen Ausdrucksmittel des filmischen Erzählens", sagt Jurymitglied und Initiator des Marburger Kamerapreises, Medienwissenschafts-Professor Karl Prümm.Die Jury begründete ihre Entscheidung für diesen "herausragenden Lichtkünstler" wie folgt: "Das unumstößliche Grundprinzip seiner Arbeit ist das Bekenntnis zum natürlichen Licht, dessen Logik er stets respektiert, dessen Grenzen er aber durch die Verwendung ungewöhnlicher Lichtquellen erweitert, so dass ganz eigene, phantastische Lichtwelten entstehen - mit Farben und Stimmungen, wie sie bislang im Kino noch nicht zu sehen waren.
Serra sei "ein intimer Kenner der Lichtinszenierungen, mit denen die europäische Malerei des 16. und des 17. Jahrhunderts den Raum und den menschlichen Körper in ganz neuer Weise ausleuchtete". Er knüpfe an "Entdeckungen des Lichts durch die alten niederländischen Meister, an Maler wie Jan Vermeer, Rembrandt oder Dürer" immer wieder an.
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