Express Online: Editorial | 8. November 2007

Es rauscht ein Sturm

... durchs Rippchenglas. Seit ruchbar wurde, dass die EU dem Begriff "Apfelwein" den -"wein" mopsen will. Steht doch der Appendix, so sieht es die stets wohlwollend volksnahe Brüsseler Bürokratie, lediglich den aus Trauben hergestellten Getränken zu. Infolgedessen läuft die stets wohlwollend volksnahe heimische "Stöffche"-Industrie zu Hochtouren auf und wittert werbewirksam, wenn auch nicht den Untergang des Abendlandes, so doch Werteverlust, den "Angriff auf die hessische Volksseele", gar den drohenden Wegfall eines der "bedeutendsten Identifikationsmerkmale".

Dass ihre säuerlichen Gärprodukte mit blumigen Fantasienamen etikettiert die Getränkeregale bevölkern und den "Apfelwein" erstmal höchstselbst verschleiern – sei's drum. Denn das uneigennützige Einbringen der Kelterei-Konzerne für stammesverpflichtete Integrität und persönliches Heil ihrer brav pichelnden Konsumenten darf nicht ungehört verhallen.

Wenn Sie also noch nichts vorhaben oder wollen, dass Ihren Kindern eines Tages Apfelzorc oder Apfelsaisoi oder Apfelsonstwas zum Handkäs' kredenzt wird: Folgen Sie doch ausnahmsweise mal dem Ruf des Herrschers aller Hessen und kämpfen gemeinsam mit Roland Koch für die "Rettung unseres Apfelweins". Schließlich helfen ein, zwei Gläschen Ebbelwoi mehr, läppische Nebensächlichkeiten wie Sozialabbau, Studiengebühren oder Schuldenfalle zu vergessen. Gelle?

Michael Arlt

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