Express Online: Editorial | 18. Oktober 2007

Lauter Lob

Marburg an der Lahn verdanke ich wenigstens die Hälfte meiner Hoffnungen und vielleicht meine ganze denkerische Zucht", schrieb der spanische Philosoph Ortega y Gasset (1883-1955) einst über seine Studienzeit an der Philipps-Universität. Ganz so falsch mag Ortega y Gasset mit diesem Lob nicht liegen. Wie weit man es in dem idyllischen mittelhessischen Lahnstädtchen bringen kann, haben über die Jahrhunderte auch etliche andere Dichter und Denker bewiesen.

Der Wegbereiter der deutschen Einheitsrechtschreibung, Konrad Duden, war genauso an der Marburger Uni wie die Germanistik-Begründer Jacob und Wilhelm Grimm, Chemiker Otto Hahn, Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel, der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann oder SPD-Mitbegründer Wilhelm Liebknecht.

Tipps für ein erfolgreiches Studium und zahlreiche weitere Infos rund um die älteste protestantische Hochschule der Welt gibt's im Sonderteil der aktuellen Express-Print-Ausgabe – und im Express-Veranstaltungskalender eine Übersicht über das beachtliche Kulturangebot der 80.000-Einwohner-Stadt.

Schließlich kommen auch viele namhafte Künstler besonders gerne nach Marburg. Warum, das hat Autor und Übersetzer Harry Rowohlt auf den Punkt gebracht: "Wenn ich was übersetzt habe, von dem ich nicht weiß, ob man es öffentlich vorlesen kann, versuche ich es zuerst in Marburg, weil das Marburger Publikum provinziell, aber akademisch ist. "Wenn etwas in Marburg angekommen ist, kann man sicher sein, es einigermaßen intelligenten Menschen zumuten zu können."

Georg Kronenberg


Express Online: Editorial | 18. Oktober 2007

Top & Flop

Alltagsdinge wie Backpulver oder Fleischextrakt gehen auf Justus Liebig zurück. Und: der Namensgeber der Gießener Uni, der von 1824 bis 1852 in der Lahnstadt lehrte, ist der Begründer der modernen Chemie.

Aber nicht mit allem war der geniale Chemiker sofort erfolgreich. Da gab es beispielsweise eine glänzende Erfindung, die zu Liebigs Lebzeiten niemand anschauen wollte: Der heute gebräuchliche Spiegel war anfangs ein absoluter Ladenhüter. Bereits nach zwei Jahren machte einst die erste Spiegelfabrik in Fürth pleite. Der Grund: Der von Liebig 1835 entwickelte Silberspiegel bildet die Farben realitätsgetreu ab. Angesagt unter den Damen im 19. Jahrhundert war aber vornehme Blässe. Und die gaukelte der damals übliche, farbverzerrende, mit Quecksilber beschichtete Spiegel vor. Der war dafür lebensgefährlich bei der Herstellung. Die Arbeiter in den Fabriken starben oft bereits im Alter von 30 Jahren an Quecksilbervergiftung. Der Mode wegen setzte sich Liebigs ungefährliche Produktionsmethode erst im beginnenden 20. Jahrhundert, lange nach seinem Tod 1873 durch.

Zahlreiche weitere Infos rund um die Justus-Liebig-Uni gibt's im Semesterstart-Sonderteil der aktuellen Express-Print-Ausgabe.

Georg Kronenberg

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