Express Online: Thema der Woche | 4. Mai 2006

"Bedarfsanpassung"

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Für 2006 rechnet das im bayerischen Bad Neustadt/Saale ansässige Rhön-Klinikum mit einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro (ohne weitere Zukäufe). Das Ziel für den Konzerngewinn wird mit rund 93 Millionen Euro beziffert.
Der Konzern geht davon aus, dass das neu erworbene Uniklinikum Gießen-Marburg dieses Jahr einen Verlust von sieben Millionen Euro einfährt. 2007 solle das Klinikum mit insgesamt 2.262 Betten aber bereits schwarze Zahlen schreiben.
Am privatisierten Uni-Klinikum Gießen-Marburg sollen mittelfristig zehn bis 15 Prozent der zurzeit rund 9.500 Stellen gestrichen werden.

Die Pläne für den drastischen Jobabbau kündigte das Rhön-Klinikum bei der Bilanzpressekonferenz vergangene Woche an. Das Personal solle dem Bedarf angepasst werden, sagte Finanzvorstand Gerald Meder. Weil der Vertrag über die Übernahme des Klinikums mit dem Land Hessen betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2010 ausschließt, will der bayerische Krankenhausbetreiber einen Sozialfonds von 30 Millionen Euro einrichten, über den Umschulungen, Aufhebungsverträge oder Vorruhestandsverträge finanziert werden sollen. Der Konzern will mit dem Personalrat dazu eine Betriebsvereinigung abschließen.

Personalratsvorsitzender Klaus Hanschur kritisierte unterdessen die Informationspolitik des Unternehmens scharf: "Das ist ein Unding, dass wir davon über die Presse erfahren. Wir wussten von der gesamten Bilanzpressekonferenz überhaupt nichts." Einen Tag vor der Bekanntgabe der Pläne sei im Gespräch mit Vertreter des Arbeitgebers kein Wort darüber gefallen. Im Gegenteil sei erklärt worden, dass eine Personalplanung nach derzeitigen Stand noch nicht möglich sei.

Wir werden von dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen auf keinen Fall abgehen", unterstrich Hanschur. Kritik an dem geplanten Jobabbau kam auch von Vertretern von Grünen und SPD. Damit würden die schlimmsten Befürchtungen wahr, sagte der Marburger SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Spies. Für Mittelhessen seien noch mehr Arbeitslose fatal, kritisierte Sarah Sorge von den Grünen.

Georg Kronenberg



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