Express Online: Thema der Woche | 9. Februar 2006

Al dente

Spaghetti auf Knopfdruck: Ein FH-Student hat die Software für einen vollautomatischen Spaghettikochautomaten entwickelt

Am liebsten mag Jan Alte Spaghetti "Arabbiata" (sehr scharf) und daran konnte sich der frisch diplomierte Informatiker in jüngster Zeit auch oft genug satt essen: "Ich habe vier Monate intensiv an der Software gearbeitet und teilweise neben dem Mittagessen auch noch zwischendurch Spaghetti gegessen, wir wollten ja den Ablauf gründlich testen", berichtet der 29-Jährige aus Reiskirchen.

Die Steuerungs-Software für den vollautomatischen Spaghettikochautomaten, bei dem bereits knapp neunzig Sekunden nach Tastendruck per Überdruckkochverfahren die frisch gekochte Portion Pasta auf den Teller fällt, ist Jan Altes Diplomarbeit und hat ihm nicht nur geschätzte gut 200 Portionen Spaghetti in den vergangenen Monaten eingebracht, sondern auch noch einen festen Job: Durch seinen überzeugende Lösung, Elektronik und Motoren, Heizvorgänge und Wasserströme, Zeitabläufe und Transportprozesse in dem Automaten zu steuern, wurde Alte gleich von der Langgönser Firma DeMeTec übernommen, für die er die Pasta-Software entwickelt hat.

Der in Kooperation zwischen der Fachhochschule Gießen-Friedberg, der Langgönser Software-Firma sowie einem Neu Isenburger Automatenbauer entstandene Spaghettikocher wird derweil am Markt eingeführt. Das Gerät gibt es in mehreren Varianten, etwa als Münzautomat für Laufkundschaft oder als hilfreiche Lösung für Bistrowirte, deren Küchenmanagement Spaghetti verlangt, die sich quasi von selbst tellerfertig kochen. Zu den Vorteilen gehörten schließlich die Betriebsbereitschaft rund um die Uhr, die Schnelligkeit, die bedarfsgerechte Portionierung und der hohe Hygienestandard, sagt Alte.

Allerdings sei es in Deutschland "schon auffällig", "dass es kaum Automaten gibt, die warme Gerichte herstellen", findet der junge Diplom-Informatiker, "die Japaner sind solchen Automaten viel zugewandter". Dabei könne es der Nudelkocher auf Knopfdruck locker mit dem Italiener um die Ecke aufnehmen. Schließlich würde nur Pasta bester Qualität aus reinem Hartweizengrieß verwendet. "Sonst gäbe es ein Problem mit der Schaumbildung." Und vorgekocht seien die Nudeln natürlich auch nicht. "Der Automat funktioniert quasi wie ein Dampfkochtopf." Dazu gebe es immerhin drei vegetarischen Saucen zur Auswahl: "Arabbiata", "Basilico" (herzhaft würzig) und "Napoli" (fruchtig tomatig). Wer den ungewürzten Nudelgeschmack vorziehe, könne die Spaghetti auch pur bekommen.

Als Standorte des Münzautomaten kämen etwa Bahnhöfe und Flughäfen, Tankstellen und Museen, aber auch Beherbergungsbetriebe in Frage, die ihren Gästen zu nachtschlafener Zeit noch eine warme Mahlzeit ermöglichen wollen. Alte: "Wenn sich herumgesprochen hat, wie gut die Spaghetti aus dem Automaten schmecken, sehe ich überhaupt keine Gefahr für den Markterfolg."

Er selbst wird in punkto Spaghetti nach der Pasta-intensiven Entwicklungszeit allerdings etwas kürzer treten. "Ein saftiges Steak wäre jetzt auch mal gut."

Georg Kronenberg



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