Express Online: Editorial | 28. Dezember 2006

Fanmeile

So. Das war's. 2006 ist so gut wie zu Ende. Wir wollen an dieser Stelle unsere Leser nicht mit dem x-ten überflüssigen Rückblick auf das Jahr langweilen. Sondern nur an die wesentlichen Wörter der abgelaufenen zwölf Monate erinnern. Auf dem Spitzenplatz liegt die "Fanmeile", von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum "Wort des Jahres 2006" gekürt, weil der Begriff das "ganz besondere Lebensgefühl" der vielen Fans bei der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft erfasse.

Interessant insofern, weil nur ganz selten ein positiv besetztes Wort ganz oben auf dem Treppchen landet.

Generation Praktikum" auf dem zweiten Platz ist denn auch eher negativ besetzt, beschreibe der Ausdruck doch das "weniger positive Lebensgefühl" junger Menschen, die sich mangels Job als häufig unbezahlte Praktikanten verdingen. Mit dem "Karikaturenstreit" oder dem "Bezahlstudium" sind auch die Ränge 3 bis 8 fast ausnahmslos negativ belegt. Immerhin, dann kommen wieder die "Klinsmänner" (9) und ""schwarz-rot-geil!" (10) – als originelle Wortgruppe zur "Grundstimmung der Bevölkerung in Deutschland während der WM".

Eigentlich kein so schlechter Jahresabschluss, an dem aber dringend nachgearbeitet werden muss. Denn: der während der WM zu beobachtende "Partypatriotismus" ziehe keine positiven Effekte nach sich, haben Marburger Forscher herausgefunden. Es zeige sich im Gegenteil ein Anstieg des Nationalismus. Und auch nach der Fußball-Weltmeisterschaft gehe Nationalismus mit einer Ablehnung von Fremden einher.

Da wünschen wir uns doch alle, dass das 2007 ganz anders wird.

Georg Kronenberg



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