Express Online: Editorial | 2. November 2006

"Make poverty history!"

Von Bob Geldorfs Aufforderung, Armut Geschichte werden zu lassen, sind wir weiter entfernt, als erhofft. Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) steigt die Zahl der hungernden Menschen in der Welt jährlich um vier Millionen. Weltweit leiden mittlerweile 854 Millionen Menschen an Hunger und Unterernährung, 820 Millionen von ihnen in der Dritten Welt. Allein in Afrika ist die Zahl der Hungernden in den vergangenen zehn Jahren um vierzig Millionen auf 206 Millionen Menschen gestiegen.

Dazu kommt in Afrika der gravierende Anstieg von "Water Stress", ein Begriff für die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Probleme, die durch unerfüllbare Bedürfnisse von Menschen nach Wasser verursacht werden. Schmutziges Wasser ist für 80% der Krankheiten und für 30% der Toten in Entwicklungsländern verantwortlich.

Dass die Armut auch in modernen Demokratien und Industrienationen steigt, tritt mit jedem Armutsbericht der Bundesregierung deutlicher zutage. Die Perspektivlosigkeit gerade von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in diesen Gesellschaften benötigt deshalb ein besonderes Augenmerk in der Armutsbekämpfung.

Weder darf diese Herausforderung aus Mangel an politischer Entschlossenheit scheitern noch darf sie durch kurzsichtige Sachzwänge der Globalisierung vom Tisch gefegt werden. Ohne tiefe Einschnitte in bestehende Ordnungen, Privilegien und Praktiken der Macht- und Ressourcensicherung wird die konkrete Armutsbekämpfung in der Welt deshalb nicht auskommen. Reiche Eltern für alle wäre ein guter Anfang.

Thomas Gebauer



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