Express Online: Editorial | 16. März 2006

Attackiert

Unser Bundestrainer hat's bekanntlich nicht leicht. Erst reitet Kaiser Franz eine Verbalattacke, weil Jürgen Klinsmann gerne oft und lange in seiner Wahlheimat USA weilt, anstelle sich hierzulande um Fußball-Funktionäre zu kümmern. Dann sorgt der Druck des Deutschen Fußball-Bundes dafür, dass Klinsi früher als geplant ins bitterlich kalte Deutschland zurückreisen muss. Und jetzt droht dem Weltmeister von 1990 auch noch "die Hölle von Dortmund", wie die Sportpresse schreibt.

Dort findet kommende Woche das WM-Vorbereitungsspiel gegen die USA statt und die Dortmunder Fans sind wahrscheinlich immer noch ziemlich sauer auf Klinsmann, weil der ihren Liebling Christian Wörns aus dem WM-Kader geworfen hat. Der DFB hat jedenfalls schon mal vorgesehen, dass die Sicherheitskräfte "im individuellen Fall" mögliche Anti-Klinsmann-Plakate überprüfen. Schließlich seien bei Länderspielen üblicherweise Transparente mit politischem oder beleidigenden Inhalt nicht erlaubt, erklärt DFB-Mediendirektor Harald Stenger.

Reicht da schon ein "Klinsmann go home"-Banner oder muss man Klinsi mit den sattsam bekannten Tieren vergleichen, um unter die DFB-Zensur zu fallen? Und was, wenn ein Fan schlicht Kaiser Franz mit seiner harschen Klinsi-Kritik zitiert? Muss der dann auch sein Transparent vor dem Stadion abgeben?

Georg Kronenberg



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