Neulich verlor ich kurzzeitig meinen Zynismus.
Der Papa", steckte meine Tochter (4) ihrem kleinen Bruder in meiner Hörweite, "ist einfach der Größte."
Es sind solche Momente, für die es letzten Endes doch lohnt, die Elternlaufbahn einzuschlagen, nicht wahr? Machen wir uns nichts vor, liebe Männer: Von dem Moment an, da wir unseren Samen so verschwenderisch dahingeben, durch all die zahllosen Baby-Schreinächte und Windelwechsel hindurch warten wir im Grunde auf nichts anderes als auf dieses Statement aus dem berufenen Munde einer liebenden Tochter! Und jetzt war der Moment gekommen. Ich strahlte wie ein hinduistisches Heiligenbildchen, mir wurde ganz muttertheresig ums Herz.
Und du", fügte das leise Stimmchen hinzu, immer noch zu ihrem Bruder (2) sprechend, "du bist einfach der Kleinste."
Tja, was soll ich sagen?
In Millisekundenbruchteilen landete ich wieder auf dem tiefsten Grund der Realität (mit einem Gewicht an den Füßen). Nicht nur, dass sich all meine vermeintliche historische Größe auf schnöde 1,89 reduziert hatte, nein, meine viertelwüchsige Tochter hatte auch noch eine sprachspielerische Pointe fabriziert, vor der ich alteingesessener Wortklauber schlichtweg den Hut ziehen musste!
Immerhin habe ich etwas daraus gelernt: Einmal am Tag sollte sich jeder für fünf Sekunden wie der Größte fühlen dürfen. Und sei es nur, damit der Zynismus hinterher eine Idee süßer schmeckt.
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