Express Online: Editorial | 13. Oktober 2005

Mord und mehr

Diesen Monat wird es gleich in beiden mittelhessischen Uni-Städten mörderisch: Bei den Krimifestivals in Marburg und Gießen sind gut neun Tage lang Krimilesungen mit bekannten Autoren, Schreibwerkstätten und -wettbewerbe im Programm, aber auch kulinarische Abende mit der sprichwörtlichen Leiche zum Desert. Wie gefährlich allzu sorglose Ernährung sein kann, belegen die Rechtsmedizner Harald Schütz und Marcel Verhoff denn auch im Vortrag "Tödliche Rezepte?". Und stellen gleich noch die ein oder andere exotische Mordmethode vor, die nicht etwa der blühenden Phantasie eines Schriftstellers entsprungen, sondern tatsächlich in Mittelhessen passiert sind.

Tatsächlich haben die Vorläufer der forensischen Toxikologie in unserer Region eine durchaus lange Tradition. So war der berühmte Gießener Chemiker Justus Liebig (1803-1873) ein äußerst gefragter Gerichtsgutachter. Aufklären musste der Begründer der modernen Chemie, auf den auch Alltagsdinge wie Backpulver, Fleischextrakt oder der heute gebräuchliche Silberspiegel zurückgehen beispielsweise, "ob Grünspan beim Kochen mit Soße giftiger würde oder nicht?", "wieviel Strychnin man dem englischen Bier wegen eines Hopfenmangels zusetzen dürfe, um einen bitteren Geschmack zu erzeugen, ohne Leben und Gesundheit der Betroffenen zu gefährden?" Oder "ob betrunkene oder sonstige liederliche Personen zur Selbstentzündung am Haupte neigen?".

Georg Kronenberg



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