Express Online: Editorial | 29. September 2005

Wissenschaft zum Anfassen

Marburgs Chemiker haben in diesem Herbst etwas ganz besonderes zusammengebraut: Vom 4. bis zum 9. Oktober dürfen Besucher in speziell eingerichteten Laboren selbst Hand anlegen. Rund 35 Experimente, selbstverständlich unter fachkundiger Anleitung, sollen Lust auf die Beschäftigung mit komplexen chemischen Formeln machen und helfen, die weit verbreitete Angst vor allem, was mit Chemie zu tun hat, abzubauen. "Chemie zum Anfassen" ist das Motto bei der einwöchigen Pilotphase und das Fernziel ein Chemikum: Ein Mitmachmuseum für jung und alt in dem Wissenschaft sinnlich vermittelt wird, möglichst im Stadtzentrum gelegen.

In der Nachbarstadt Gießen gibt's einen solchen Ort seit knapp drei Jahren bekanntlich bereits: Das Mathematikum am Bahnhof ist längst zu einer der Hauptattraktionen der Unistadt geworden und zählt inzwischen über 400.000 Besucher. Mit Blick auf den Erfolg des Gießener Mitmachmuseums bastelt Wetzlar als tradierter Standort der optischen Industrie derweil an einem Optiklehrpfad.

Da wäre das Marburger Chemikum auch aus touristischer Sicht in Mittelhessen eine prima Ergänzung. Während man in Gießen in punkto Chemie den Trend zur sinnlichen Wissenschaftsvermittlung offenbar verschläft. Schließlich gäbe es auch hier einen optimalen Ort für ein Chemikum: Unmittelbar neben dem Mathematikum liegt das international renommierte Liebig-Museum, in dem das Labor des berühmten Chemikers originalgetreu erhalten ist. Trotz einer bereits vor zweieinhalb Jahren vorgestellten Studie mit Ausbauvarianten gibt's aber immer noch keinerlei Zeitrahmen für eine Museumserweiterung.

Georg Kronenberg



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