Express Online: Editorial | 11. August 2005

Glaubhafte Kampagne

Mit den Slogans auf den Wahlplakaten ist das so eine Sache: Da preist sich die SPD etwa als Partei für eine moderne Familienpolitik oder titelt "Wir stehen für soziale Gerechtigkeit". Nur wird gerade letzterem Spruch so mancher Hartz-IV-Empfänger wenig Glauben schenken. Die CDU prangert derweil etwa "6 Millionen neue Schulden pro Stunde" an. Dabei hatten sich die Christdemokraten in der Ära Kohl beim Schuldenmachen wahrlich nicht zurückgehalten. Alles das übliche Wahlkampfgetöse also und kaum eines Blickes wert.

Ganz anders das Bild an einer Tankstelle in Gießen: Dort verspricht SPD-Mann Rüdiger Veit scheinbar ganz unverkrampft und bodenständig schlicht "frische Brötchen und heiße Würstchen".

Das hört sich endlich mal nach einem Wahlversprechen an, dass sich auch wirklich erfüllen lässt. Und spricht mit seiner einfachen und klaren Aussage vielleicht just das sozialdemokratische Wählerklientel an, das aus Protest gegen die Politik der Bundesregierung bei der neuen Linkspartei sein Kreuzchen machen will.

Nur leider handelt es sich bei dem innovativen Slogan wohl um eine eher unabsichtliche Wahlkampfhilfe für die Sozis. Die an der Tankstelle angebotenen Würstchen und Brötchen halten aber immerhin, was die Werbung verspricht.

Georg Kronenberg



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