Express Online: Editorial | 4. August 2005

Alles wird gut

Stundenlange Wartezeiten auf Behandlungstermine; Ärzte, die man gerade mal bei der morgendlichen Visite ein paar Minuten zu Gesicht bekommt und dann den lieben langen Tag nicht mehr: "Manchmal hat man das Gefühl, zu Hause wäre man besser aufgehoben, als in der Uniklinik", ärgert sich eine Gießener Patientin. Und ein Patient in der Marburger Unikliniks-Chirurgie beklagt "die Massenabfertigung" und stöhnt, "da bekomme ich nicht den Eindruck, gut verarztet zu werden".

Szenen aus dem Alltag am Mittelhessens Hochschulkliniken. Dass die Mediziner zum dritten Mal binnen weniger Monate gegen miese Arbeitsbedingungen und Mammutschichten streiken, findet die Frau aus Gießen denn auch prima: "Schließlich will ich gut versorgt werden."

Besserung ist freilich nicht in Sicht: Hessens CDU-Regierung sitzt die Proteste der Ärzte in aller Ruhe aus und tüftelt derweil am vermeintlich international ausstrahlenden Leuchtturmprojekt für Krankenversorgung und Wissenschaft: der Privatisierung des gerade erst fusionierten Uniklinikums Gießen und Marburg Anfang 2006.

Klar, wenn ein privater Betreiber die Krankenhäuser übernimmt, wird alles besser, schließlich hat ein Klinikskonzern null Kostendruck und muss auch keine Gewinne erwirtschaften. Dann werden die Ärzte besser bezahlt, sind nicht mehr überlastet – und haben bestimmt wieder mehr Zeit für uns Patienten.

Georg Kronenberg



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