Express Online: Editorial | 24. März 2005

Mal

Wie Butter in der uns endlich holden Frühlingssonne schmelzen die Halbwertszeiten journalistischer Ergüsse. Nur einen Tag nachdem wir den Einzug des Marburgers Charly in das Big-Brother-Dorf vermeldet hatten, musste er schon wieder seine Sachen packen. RTL II wollte Diskussionen über eine seiner Tätowierungen vermeiden, die an SS-Runen erinnert, laut Charly aber lediglich eine Hommage an die Lieblingsband Kiss darstellt. (Aber sollte nicht ohnehin auch über musikalische Ausschlussgründe nachgedacht werden?)

Der Verlauf der Dinge lässt rückblickend auch ein Gedankenspiel, das an gleicher Stelle des letzten Express ausgebreitet wurde, in einem anderen Licht erscheinen: Hatten wir ursprünglich vorgeschlagen, den Landtagsabgeordneten Hans-Jürgen "Rechts-von-mir-ist-nur-noch-die-Wand" Irmer ebenfalls in das Dorf "einzuweisen" und damit aus dem (politischen) Verkehr zu ziehen, befürchten wir nun, da wir die klare Linie des TV-Senders kennen, dass der Wetzlarer CDU-Mann den Korrektheits-TÜV von RTL II nicht bestehen würde.

Zwar gibt es keine gesicherten Infos, ob (und welche) verräterischen Zeichen Irmers Haut zieren, aber der Verbal-Check dürfte auf Grund seiner Injurien gegen Ausländer und Homosexuelle negativ ausfallen. Bleibt also als Alternativ-Vorschlag, um das Problem wenigstens räumlich zu bündeln, nur noch das lebenslange Wohn- und Vortragsrecht bei der vom Verfassungsschutz beobachteten Gießener Burschenschaft Dresdensia Rugia, wo Irmer sein Thema "Islam als Gefahr für Deutschland" in einer Endlosschleife wiederholen darf – sagen wir mal pantomimisch.

Daniel Hajdarovic



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