Enttarnt

Die Welt wird von Außerirdischen regiert. Die sich einen Dreck um die Belange der Menschen kümmern. Vgl. die verflossenen "Tollen Tage", den fünfmillionsten Arbeitslosen oder den hessischen Landesvater. Ausgerechnet im Vatikan haben die Okkupanten nun einen unsagbar blöden Bock geschossen und damit einen weiteren Beweis für ihre Existenz geliefert. Es murmelt der Papst vor schätzungsweise 30 Millionen auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen einen schwer verständliche Segen zur Fastenzeit – da knackst es mit einem Mal in der Leitung, und mit frischem Schwung vollendet, in völlig anderer Tonlage, eine Stimme vom Band die Sentenz. Dem Heiligen Vater ward währenddessen ein Blatt vors Gesicht gehalten.

Angeblich, so offizielle Stellen im Nachhinein, damit Johannes Paul II. seinen Einzeiler ablesen könne. Den er im Leben lediglich ein paar hundert Mal zitierte. Wenig überzeugend, liebe Invasoren. Aber auch beruhigend. Denn ihr werdet schlampig. Es steht nach der verpatzten Sacro-Playbackshow anzunehmen, dass bei genauem Hinhören resp. -sehen weitere verdächtige Wesenheiten aus Politik, Wirtschaft und Medien Hinweise auf ihre wahre Natur liefern – und sei es nur durch ein Tentakelchen, das sich aus dem Business-Kostüm schlängelt ...

Der Menschheit wären die Augen geöffnet. Sie nähme ihr Schicksal endlich in die eigene Hand. Die Welt drehte sich sinnvoller. Ach, schöner Traum.

Michael Arlt