Wer bietet mehr? Beim Wettbewerb um die höchsten Arbeitszeiten hat sich aktuell eine Firma im mittelhessischen Laubach in die "pole position" geschoben: Kam doch den Stahlbauern von Dexion die Idee, ihrer Belegschaft eine 52-Stunden-Woche anzutragen. Von 40 auf 52 die Steigerung um mehr als 25 Prozent ist nicht von Pappe, natürlich ohne Lohnausgleich, da es sich sonst nicht rechnet.
Schon seit Monaten werden inflationär Stundenzahlen-Vorschläge auf den Markt geworfen. Fast harmlos wirken da die 42 Stunden, die Arbeiter und Angestellte des Landes Hessen demnächst ranklotzen sollen. Das Höchstgebot sind dagegen 73 Stunden, die gerüchteweise die Bundes-CDU als Maximum erlauben wolle (war der CDU immerhin ein Dementi wert).
Was für die einzelne Firma im konkreten Fall noch einen Sinn haben könnte, ist volkswirtschaftlich fatal, betrachtet man das Problem mangelnder Binnennachfrage. Mehr arbeiten hieße auch mehr produzieren, wo doch jetzt schon die Produkte nicht genügend nachgefragt werden. Besonders deutlich wird das Dilemma beim schwächelnden Privatkonsum: Die Arbeitslosen können ihn wohl kaum anheizen und die Beschäftigten, die mehr und mehr arbeiten sollen, haben bald nicht mehr die Muße, jenem Konsum zu frönen, der über das Notwendige hinausgeht (sofern sie dafür überhaupt ausreichend entlohnt werden).
Ein gesellschaftliches System, das so stark auf Konsumkultur geeicht ist, müsste die Arbeit, die da ist, an die Menschen verteilen, um ihnen zweierlei zu geben: Geld und die Zeit, es auszugeben.
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