Freitag, 19. April 2024
Thema der Woche | 14. August 2014

"Diese Art des Musizierens hat etwas Magisches"

Straßenmusikfestival "Pflasterklänge" am 30. August in Marburg – Foto: Alexander Fichtner

Die 42-jährige Semida Mang ist in Marburg schon lange keine Unbekannte mehr: 2008 hat sie den Kunsttreff Marburg-Biedenkopf ins Leben gerufen und inzwischen eine Galerie eröffnet, in der sie ihre Gemälde ausstellt. Hinzu macht die Mutter von drei Kindern mit ihrem Mann gemeinsam Straßenmusik und tritt auch auf Bühnen in und rund um Marburg auf. Am 30. August findet das Projekt statt, in das sie momentan am meisten Herzblut reinlegt: das Marburger Straßenmusikfestival, welches sie zusammen mit dem Medienwissenschaftsstudent und Sänger der Rock-Funk Band "Bearmudaz", Matthias Wellershausen (27 Jahre), organisiert.

Express: Wie kamen Sie auf die Idee eines Festivals in den Straßen Marburgs?

Mang: Mein Mann und ich machen schon lange Straßenmusik und wir haben sehr viel positive Rückmeldungen bekommen. Diese Art des Musizierens hat etwas Magisches. Wenn Eltern mit ihren Kindern stehen bleiben und die kleinen Kinder zwar noch Schwierigkeiten haben, zu laufen, aber mittanzen wollen, dann weiß man, das man das Richtige tut. Dieses Gefühl wollen wir auch anderen jungen Künstlern ermöglichen. Es ist ein Moment, der süchtig macht.

Express: Wie viele Künstler werden auftreten?

Mang: Momentan haben wir 25 Acts, darunter jemand, der Puppentheater spielt, wie auch sieben Tänzerinnen. Die Stile der Musiker sind alle sehr unterschiedlich und jeder hat etwas Besonderes. Leider ist es uns nicht möglich sie zu bezahlen, aber wir glauben, dass die Begeisterung und der Kontakt zu Menschen, sowie die Möglichkeit gehört zu werden, für den Anfang Gage genug sein wird. Besonders für Künstler, die wenig Übung darin haben, vor Publikum zu spielen, ist es wichtig, Erfahrungen zu sammeln und direktes Feedback zu bekommen. Die ersten Schritte in die Öffentlichkeit bedürfen immer einer großen Überwindung. Auf einer Bühne bleibt stets eine Form von Distanz zwischen den Musikern und den Zuschauern, während bei der Straßenmusik der Künstler dem Publikum so nahe ist, dass er ihm quasi ins Ohr flüstern kann, was er mit seiner Musik sagen möchte.

Express: Das Projekt wird nicht alleine von Ihnen organisiert, oder?

Mang: Genau, es handelt sich um ein Freundschaftsprojekt von Matthias und mir. Wir haben uns beim Marburger Abend kennengelernt und er war direkt von der Idee begeistert. Er wird mich am Tag des Festivals für kurze Zeit vertreten und die Verantwortung übernehmen, weil mein Mann und ich noch wo anders einen Auftritt haben.

Express: Wie haben Sie es geschafft, den renommierten Folk-Geiger Dominik Roesch mit ins Boot zu holen?

Mang: Ich führe auf Facebook eine Art Tagebuch-Blog über die Dinge, die mein Mann und ich auf den Straßen erleben, über das Gefühl, das wir beim spielen haben und darüber was für Menschen wir durch unsere Musik bewegen können. Dominik Roesch hat das gelesen und mich daraufhin gefragt, ob wir mal zusammen musizieren wollen. Ich war total überrascht und konnte gar nicht glauben, dass so ein Profi an unserer Arbeit interessiert ist.

Express: Erkennen Sie sich in den Musikern auch selbst wieder?

Mang: Ja, auf jeden Fall. Ich habe zwölf Geschwister und bin die Drittälteste. In so einer großen Familie erkennt man früh, dass Menschen unterschiedlich sind und dass jeder seine eigenen Stärken hat. Genauso ist es mit den Leuten, die bei unserem Festival mitmachen. Hinter jeder Anfrage, die ich bekommen habe, steht ein Mensch oder eine Gruppe, die ihr Talent ausbauen möchte und das auch zeigen will. Eines dürfen wir dabei jedoch alle nicht vergessen: Nicht Perfektion ist entscheidend, sondern, dass jeder durch seinen Auftritt auf seinem eigenen Weg ein kleines Stückchen weiterkommt.

Express: An welchen Stellen in Marburg können wir am 30. August den Pflasterklängen lauschen?

Mang: Wir haben insgesamt vier Locations, die das Ordnungsamt beaufsichtigt: An der Wasserscheide, beim Brunnen am Marktplatz, sowie in der Wettergasse und auf dem Heumarkt wird Marburg von 14 bis 18 Uhr musikalisch verzaubert werden. Die Auftritte dauern jeweils 45 Minuten.

Interview: Kim-Sarah Marienfeld

Thema der Woche | 14. August 2014

Volles Programm

Gießen feiert zum 30. Mal – dieses Jahr ein wenig anders

Das Gießener Stadtfest zählt seit 1985 zu den größten Veranstaltungen Mittelhessens. Dieses Jahr feiert es sein 30. Jubiläum. Vom 15. bis 17. August wird sich die Stadt in einen großen Open-Air-Konzert-Saal verwandeln: An acht Schauplätzen treten über 30 Bands auf, für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei.

Anders als in den letzten Jahren, erwartet die Besucher in Sachen Bühnen einige Neuerungen: Da am Kirchenplatz noch immer die archäologischen Grabungen laufen, kann die Bühne nicht wie gewohnt platziert werden. Der Standort verlagert sich in Richtung Lindenplatz, die Spielrichtung wird aber weiterhin zum Marktplatz sein. Die Kulisse wird dadurch etwas kleiner ausfallen, in Sachen Programm bleiben aber alle bewährten Punkte wie die Kinderanimation und ein vielseitiges Musikensemble bestehen.

Eine "neue" Spielstätte gesellt sich in der Mühlstraße mit der "Gutburgerlich"-Bühne hinzu. Hier werden speziell die jüngeren Besucher des Stadtfestes mit angesagten Acts, vor allem aus der heimischen Szene, angesprochen. Ein bisschen alternativ soll es sein, angereichert durch ein ansprechendes kulinarisches Angebot und neben der Musik abgerundet durch eine Poetry-Lesebühne mit Frühschoppen am Sonntag und einem Kickerturnier am Samstagmittag. Der hessische Slampoet Lars Ruppel, der die Moderation am Sonntag übernimmt, prophezeit: "Das verschlafene Publikum erwartet eine aufgeweckte Gruppe Poeten mit Texten, die wirken wie eine intravenöse Kaffee-Transfusion. Eine poetische kalte Dusche bei hoffentlich bestem Wetter beim besten Burgerladen der Welt."

Auch auf musikalischer Seite ist die Vorfreude groß: "Wir spielen total gerne in Gießen. Das Publikum ist immer sehr angenehm, locker und dankbar. Man merkt dass die Leute hier interessiert an Live-Musik und speziell an neuen Künstlern sind und diese auch so gut es geht unterstützen. Nicht umsonst haben es aus dieser Stadt Bands wie Juli oder OK KID soweit gebracht. Gießen ist einfach ein verdammt schönes Fleckchen von sympathischen Leuten und wir freuen uns mit ihnen zu feiern", sagt Mark Arnold, Leadgitarrist der Band "Port London".

Neben der musikalischen und kulturellen Vielfalt, verspricht das Stadtfest auch sportliche Highlights, wie etwa den Drachenboot-Cup oder den Gießener Stadtlauf unter dem Motto "Run'n'Roll for Help" zugunsten der Aidshilfe und Lebenshilfe Gießen.

Weitere Infos und das komplette Programm im Internet unter www.stadtfestgiessen.de.

Anhör-Tipps:

Giessen Uebergrund

Gießen hat raptechnisch nicht nur einen Unter- sondern auch einen "Uebergrund" – Djaensen, Shlomo, Pettersson und Knallermann Bo bilden gemeinsam die Rap-Formation Giessen Uebergrund. Die vier sind allesamt Studenten und haben sich im Jahre 2012 zusammengefunden, um gemeinsam Musik zu machen. Vor allem der Spaß am Rappen und Texte schreiben ist die Motivation von Giessen Uebergrund, um sich gemeinsam hinter das Mikrophon zu stellen und mit dem Publikum ein Rap-Fest zu feiern. Die Crew gilt als die One Direction des Rap.
Fr 15. August, 18:10 Uhr
Gutburgerlich-Bühne

Luis Laserpower

Ein Name wie ein Superheld von einem anderen Planeten. Luis Laserpower ist eine deutschsprachige Neopop-Band aus Berlin, sie spielen eine einzigartige Mischung aus Pop, Rock und Rap; aus euphorischer Melancholie und ekstatischem Schwermut; aus laserschwertscharfen Lyrics und Melodien für die Ewigkeit. "Wir haben viel herumprobiert", erzählt Sänger, Frontmann und Namenspatron Luis. "Irgendwann war uns aber allen klar: Jetzt müssen wir dem Ganzen eine Richtung geben. Jetzt müssen wir angreifen. Wir brauchen große Melodien. " Davon gibt es auf ihrem Debütalbum "Futura" mehr als genug. Aufgetreten sind sie bereits auf Festivals wie dem Southside, Arena of Pop oder Rheinkultur und konnten auch als Support von Deichkind, Juli, MIA oder Turbostaat das Publikum von sich überzeugen.
Fr 15. August, 21:20 Uhr
Gutburgerlich-Bühne

Port London

Nach verschiedenen Auszeichnungen, unter anderem dem Hessischen Rock&Pop-Preis, ging die Wetzlarer Popband "Port London" im Frühjahr 2014 auf ihre erste eigene Club-Tour. Die Band hat bereits über 150 Konzerte deutschlandweit gespielt, darunter Support-Shows für Acts wie Silbermond, Sunrise Avenue, Laith al-Deen und the Baseballs.

Einige ihrer Songs sind sogar aus Fernsehen und Rundfunk bekannt: der derzeitige Mitsubishi-Fernsehspot ist mit ihrer Musik unterlegt. Aktuell hat Port London den Song zur Werbekampagne der Modemarke Suri Frey beigesteuert, der auch während der Berliner Fashion Week gespielt wurde.
Sa, 16. August, 19:30 Uhr
Gutburgerlich-Bühne, Mühlstraße

Kim-Sarah Marienfeld

Tipp des Tages

Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein

Foto: Arte
"Werde nicht wie alle, die du nicht sein willst" ist das Lebensmotto des zwölfjährigen Paul Silberstein, der mit seiner wohlständigen Familie im Wien der späten 50er Jahre lebt. Doch Paul will so gar nicht in das steife Bild eines Jungen aus besserem Hause passen.
Fr 5.2. | 20.15 Uhr | TV | Arte
 
Tipp der Woche

Guardians of the Galaxy

Foto: Vox
Peter "Star-Lord" Quill ist ein Weltraumbandit. Er tut sich mit den Kopfgeldjägern Rocket und Groot sowie der rätselhaften Gamora und dem rachgierigen Drax zusammen, um das Universum zu beschützen.
Do 11.2. | 20.15 Uhr | TV | Vox
 
Aktuelles Heft
Zum Anschauen und Blättern klicken Sie bitte auf den Hefttitel.
 
Kulturtipps 2019
Zum Anschauen und Blättern klicken Sie bitte auf den Hefttitel.
 
Ausgehen & Einkaufen
Zum Anschauen und Blättern klicken Sie bitte auf den Hefttitel.