Samstag, 20. April 2024
Thema der Woche | 7. August 2014

Radlerin mit Chauffeur

Neue Landrätin Kirsten Fründt – Foto: Coordes

An den Chauffeur muss sich die neue Landrätin des Kreises Marburg-Biedenkopf immer noch gewöhnen. Seit Kirsten Fründt (SPD) vor sechs Monaten ihr neues Amt antrat, radelt sie zwar immer noch jeden Morgen von Marburg-Ockershausen ins Landratsamt, doch dann steigt sie in den 7er BMW, der inzwischen schon so etwas wie ein fahrendes Büro ist.

Dass ihr Start ein "Crashkurs" war, gibt die 47-Jährige unumwunden zu. Schließlich hat sie eine rasante Karriere hingelegt. Die Mutter zweier erwachsener Töchter war erst seit wenigen Monaten Sportamtsleiterin der Stadt Marburg, als sie von der SPD überraschend als Landratskandidatin für den ebenso überraschend zurückgetretenen Michael Richter-Plettenberg geholt wurde. Doch Fründt überzeugte die Wähler mit ihrer natürlichen Art und setzte sich im zweiten Wahlgang mit mehr als 60 Prozent der Stimmen durch. Das war zugleich das Ende von 18 Jahren CDU-Herrschaft auf dem Posten. Allerdings ging die SPD ein Bündnis mit den Konservativen ein, die bislang mit Grünen und Freien Wählern koaliert hatten.

Jetzt ist die Newcomerin Chefin über 1300 Mitarbeiter. Der erste Eindruck ist positiv: "Sie ist sehr belastbar, hört viel zu, setzt auf Teamarbeit und geht auch mal unkonventionelle Wege", berichten Kreismitarbeiter, die von einemrappelvollen Terminkalender erzählen. Ihr langjähriges Engagement als Vorsitzende und Übungsleiterin des TSV Ockershausen musste die Sportlerinaufgeben. Inzwischen freut sie sich, wenn sie es schafft, einmal in der Woche selbst zum Sport zu gehen. Kritische Stimmen gab es bislang vor allem wegen der Abwahl des bisherigen ersten Kreisbeigeordneten Karsten McGovern (Grüne). Dessen Amtzeit wäre eigentlich erst im Juni 2015 abgelaufen. Mit ihrer Zwei-Drittel-Mehrheit installierte die große Koalition stattdessen den CDU-Mann und Pfarrer Marian Zachow. Fründt äußerte sich zu dem Vorgang nur wenig. Es handele sich um "eine normale, politische Entscheidung", die auf den Wunsch des Koalitionspartners nach einem eigenen Kreisbeigeordneten zurückgehe, sagte sie auf Anfrage. Die zusätzlichen Kosten – McGovern erhält bis zum Ende seiner Amtszeit 75 Prozent seiner Bezüge – bezifferte sie auf 72.000 Euro.

Als größtes Problem des Kreises benennt Fründt allerdings nicht die Schulden des unter dem kommunalen Schutzschirm stehenden Kreises – sie liegen bei 135 Millionen Euro –,sondern die demografische Entwicklung: "Das ist eine große Herausforderung, die viele Bereiche betrifft", sagt sie. Damit der Landkreis als Wohn-, Arbeits- undLebensraum attraktiv bleibe, seien genügend Arbeitsplätze, Schulen, Kindergärten, Ärzte, Dorfläden, Beratungseinrichtungen und vieles mehr nötig. So gebe es bereits Projekte, um den Landarztberuf attraktiver zu machen. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, will sie die Verbindung von Hochschule, Schule und Wirtschaft verbessern. Zudem setzt sie auf Familienbüros vor Ort und Bürgerbeteiligung.

Mit Wirtschaftsthemen hatte die gelernte Gärtnerin und Agraringenieurin, die viele Jahre bei der Stadt Marburg gearbeitet hat, bislang eher wenig zu tun. Wichtig für die Unternehmen und Privatleute sei die Tatsache, dass der Landkreis beim Breitbandausbau weit vorn liegt. Bereits Ende August ist das schnelle Internet in Biedenkopf und Breidenbach verfügbar. Bis Mitte 2015 werden 95 Prozent der Haushalte im Kreis angeschlossen sein. Fründt:"Das wirtschaftliche Interesse der Unternehmen geht in die gleiche Richtung wie die Interessen des Landkreises."

Gut aufstellt ist Marburg-Biedenkopf beim Klimaschutz, wo er einer von drei Bundesmodellprojekten ist. Es gibt elf Bioenergiedörfer, ein eigenes Klimaschutzteam, viele ehrenamtlich arbeitende Menschen in diesem Bereich und ein umfassendes Energie-Sanierungsprogramm für die Schulen. Das Ziel: Bis 2040 will der Landkreis energieautark werden.

Gesa Coordes

Thema der Woche | 7. August 2014

Wunderschöne Zersetzungsprozesse

Datscharadio feiert / Forschungsmission auf der Landesgartenschau – Foto: Gärtnerpflichten

Während die Landesgartenschau sich in ihr letztes Drittel bewegt, neigt sich auch die Sendezeit der temporären Radio- und Forschungsstation Datscharadio ihrem Ende zu.

In einem eintägigen Festival lassen die Datscharadio-Künstler Gabi Schaffner und Pit Schultz unter dem Titiel "Kompost und Poiesis" die Glanzlichter ihres Sendearchivs noch einmal Revue passieren.

100 Tage lang, bis zum 10. August, dokumentieren die beiden Künstler die verschiedenen Milieus der Landesgartenschau Gießen in Ton, Bild und Text. Statt ihre Datensammlung einer wissenschaftlichen Interpretation zuzuführen, wurde das Material in den an die Radiostation angeschlossenen Audiokomposter (von Pit Schultz) eingefüttert. "Die Kombination von Hortikultur, Programmierung und Datenrecycling fordert zu einem Blick über die mentalen und gesellschaftlichen Gartenzäune heraus. Gartenfreunde, technisch und wissenschaftlich Interessierte, Künstler und Laien sind daher herzlich eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen", sagen Gabi Schaffner und Pit Schultz. Das Festival zum Abschluss soll zugleich ein Hörspiel-in-Progress über die Gartenkulturen in Deutschland werden, an dem alle Gäste sich aktiv beteiligen können.

Im Mittelpunkt des Kunstprojekts, das noch bis zum 10 August auf der Landesgartenschau in Gießen Station macht, steht ein zur Forschungs- und Sendestation umfunktionierter VEB-Caravan auf dem Gelände der Landesgartenschau. Ziel der künstlerischen Forschungsmission ist es, die Traditionen und Perspektiven der regionalen Gartenkultur zu erkunden. Parallel zu der Arbeit vor Ort entsteht so ein öffentliches Archiv von Feldnotizen, Protokollen, O-Tönen und Fotografien. Auch Mitschnitte der begleitenden Konzerte, Lesungen und der Expeditionen ins Umland speisen sich ein.

Ein zweitägiges Festival zur Zukunft der Gartenkultur im 21. Jahrhundert lädt Gäste und Besucher vom 9.–10. August zu weiteren Diskussionen und Beteiligungen ein.

Kompost und Poiesis
Das Abschlussfest beginnt am Samstag, 9. August, um 16.00 Uhr im KiZ in der Kongresshalle. Auf dem Programm stehen u.a. ein "Konzert für Nachtigall und Rasenmäher", die Lesung "Feldnotizen", der Vortrag "Kommunikation mit Pflanzen" von Dr. Verena Kuni (Kunst- und Kulturhistorikerin und Expertin für urbanes Gärtnern und DIY-Kultur, Frankfurt), ein Kurztutorium, wie man eine Gießkanne als MusikInstrument einsetzt sowie Auftritte des Musikers Hannes Wienert und der Formation "Suspicion Breeds Confidence".
Weitere Infos unter www.datscharadio.de

red

Tipp des Tages

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Foto: Sat.1
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Sa 30.1. | 20.15 Uhr | TV | Sat.1
 
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Do 11.2. | 20.15 Uhr | TV | Vox
 
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