Freitag, 19. April 2024
Thema der Woche | 23. Mai 2013

"Cook and Chill"

Schulessen krankt am Warmhalten – Foto: Coordes

Essenszeit an der Gesamtschule Niederwalgern bei Marburg: Hinter der Theke füllen Frauen mit grünen Schürzen und Kappen Fischbratlinge und Spagetti auf die Teller. An der Salat-, Obst- und Gemüsebar greifen die Jugendlichen herzhaft zu: "Wenn sie sich den Salat selbst zusammenstellen können, essen sie mehr davon", weiß der Projektleiter Schulverpflegung, Michael Freiling. "Das Essen ist richtig lecker", bestätigen die Schüler der sechsten Klasse, die auf die nächste Nudelportion warten. Nur Pizza könnte es noch öfter geben, monieren sie.

Die Gesamtschule Niederwalgern ist für ihr Schulessen ausgezeichnet worden: Drei Kochmützen und damit die höchste Prämierung haben die Mahlzeiten in der lichtdurchfluteten Mensa von der AG Schulverpflegung der Hochschule Niederrhein bekommen. Untersucht wurden etwa Vollwertigkeit der Kost, Abwechslung und Hygiene. Ökotrophologie-Professor Volker Peinelt, der das Projekt wissenschaftlich begleitet: "Das ist natürlich kein Gourmetrestaurant. Aber das Gemüse ist bissfest, das Fleisch schmackhaft. Am Fisch gibt es nichts auszusetzen."

Damit bildet die Caféteria eine Ausnahme. "Insgesamt ist die Qualität der Schulverpflegung mangelhaft", sagt Peinelt. Dabei sind die mehr als 14.000 Ganztagsschulen in Deutschland nach einem Beschluss der Kultusminister verpflichtet, ein warmes Mittagessen anzubieten. Doch während Uni-Mensen professionell organisiert werden, setzten die Schulträger oft auf Sparmodelle, kritisiert der Experte.

So werden etwa zwei Drittel der deutschen Schulmensen von so genannten Warmverpflegern versorgt. Das bedeutet, dass die Mahlzeiten meist schon am Vormittag in Zentralküchen gekocht und dann ausgeliefert werden. Vier bis sechs Stunden Warmhaltezeit sind dann nicht ungewöhnlich. Die Folge: Zerkochtes Gemüse, das kaum Geschmack und Vitamine hat.

Vorangetrieben vom Landkreis Marburg-Biedenkopf hat sich die Gesamtschule Niederwalgern ebenso wie die mit zwei Kochmützen ausgezeichnete Gesamtschule Gladenbach für einen anderen Weg entschieden: "Cook and Chill" heißt das Verfahren, bei dem eine Zentralküche die Gerichte aus regionalen, gentechnikfreien Produkten lediglich vorkocht und tiefgekühlt an die Schulen liefert. Dort werden sie dann schonend dampferhitzt und fertig gegart. Freiling, selbst Koch, hält viel davon: "Da ist der Brokkoli grün, da sind die Karotten rot. Da gibt es nie etwas Braunes oder Matschiges." Geliefert wird das vorgegarte Essen von einem Caterer aus dem Hundert Kilometer entfernten Frankfurt.

Natürlich wäre es ideal, wenn in den Schulen selbst gekocht würde. "Aber das ist das teuerste System", sagt Ökotrophologin Elke Liesen vom Schulessen-Projekt der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Dazu brauche es genügend Zeit, Geld und Fachplaner. Deshalb gibt es nur wenige Schulen mit eigener Frischküche.

Im Durchschnitt kostet die warme Schulmahlzeit in Deutschland 2,50 Euro. Die Preise reichen je nach Bundesland von 1,90 Euro in Thüringen bis zu 4,20 Euro in Bayern. Darauf wird der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent erhoben. Dagegen zahlen Jugendliche für Döner, Pommes und Bratwurst zum Mitnehmen nur den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Arme Kinder können mit Hilfe des Teilhabepakets für einen Euro in der Schulkantine speisen. Bioessen gibt es nur selten. Eine Ausnahme bildet die Stadt München, die von ihren Caterern einen Bioanteil von 50 Prozent fordert.

Der Preis für die Schulmahlzeiten hängt natürlich auch an der Frage, wie viele Kinder regelmäßig in die Kantine gehen: In Niederwalgern ist die Teilnahme am Mittagessen wie fast überall in deutschen Schulmensen freiwillig. Es werden aber weder Brötchen noch Snacks parallel angeboten. Trotzdem machen nur 100 bis 200 der 700 Schüler mit. Auch deshalb muss das Essen 3,50 Euro kosten. "Es günstiger zu machen, ist schwierig", sagt die stellvertretende Schulleiterin Sabine Schäfer-Jarosz.

Ganz anders ist das System in Japan, wo die als hervorragend geltende Schulverpflegung zentral organisiert wird. Gemüse wird in jeder Schule von Hand geputzt und frisch zubereitet. Allerdings haben die japanischen Schüler keinerlei Auswahl: Es gibt immer nur ein Mittagessen, an dem alle teilnehmen. Das sorgt für weniger Aufwand und niedrige Kosten. Verzehrpflicht ist bei deutschen Schülern und Eltern allerdings kaum durchsetzbar.

Gesa Coordes

Thema der Woche | 23. Mai 2013

Wissenschaftsvolksfest "Straße der Experimente"

am 26. Mai in Gießen

Eine Nonsens-Maschine ist dieses Jahr genauso im Programm wie die Formel für Elefantenzahnpasta, verblüffende Physik-Versuche und Experimente zur Wahrnehmung. Beim vom Mathematikum organisierten Wissenschaftsvolksfest, "Straße der Experimente" vor dem Unihauptgebäude können Besucher an rund 50 Stationen nach Herzenslust in die spannende Welt der Forschung eintauchen. Schulklassen, Hochschuleinrichtungen, Unternehmen, Vereine und Privatpersonen zeigen mit viel Engagement und Spaß selbst entwickelte Experimente aus den unterschiedlichsten Disziplinen.

Ein erfolgreiches Konzept: Regelmäßig kommen über 10.000 Besucher aus der ganzen Region zu dem Wissenschaftsfestival. Die "Straße der Experimente" ist ein Ausflugsziel für die ganze Familie und zugleich für alle Fachrichtungen offen. Denn: auch wenn man man beim Wort "Experiment" zunächst an naturwissenschaftliche Bereiche denkt, sind bei dem Wissenschaftsfest auch Experimente aus allen anderen Themenkreisen wie Psychologie, Kriminologie, Sport, Literatur, Sprachen, Geschichte, Wirtschaft, Kunst, Kultur, Musik, Geographie, etc. willkommen. Zu den Höhepunkten gehört dieses Jahr die Wissenschaftsshow "Heckers Hexenküche" von WDR-Wissenschaftsredakteur Joachim Hecker. Einige weitere ausgewählte Programmpunkte:

WAHRnehmung

Jede WAHRnehmung ist subjektiv. Doch ist sie auch immer wahr? Auch im Theater wird immer wieder mit den verschiedensten Wahrnehmungen gespielt. Wie viele Wahrnehmungswelten entstehen an einem Theaterabend? Wie können Wahrnehmungen beeinflusst werden? Welche unterschieden Wahrnehmungswelten entstehen zwischen einer Theateraufführung, einer Live-Performance und einer Fernsehproduktion?

Gemeinsam mit dem Team um Dr. rer. nat. Kai Hamburger vom Institut für Psychologie der Uni Gießen wird das Stadttheater zum Thema Wahrnehmung experimentieren. An vielen kleinen Stationen machen sie subjektive Wahrnehmungen sichtbar und laden die Besucher dazu ein, ihre eigene Wahrnehmung auf die Probe zu stellen.

Begleitend wird Dr. Hamburger um 12.00 Uhr und 14.00 Uhr je einen Vortrag halten, der durch weitere Experimente untermalt wird.

Umweltethik in der Praxis

Naturschutz, Nachhaltigkeit und Klimaerwärmung: Hinter allen diesen aktuellen und heiß diskutierten Problemen verbergen sich schwierige moralische Fragen. Am Pavillon "Umweltethik" vom Instititut für Philosophie der Justus-Liebig-Universität können sich die Besucher an unterschiedlichsten Fragen versuchen und über Denkfallen diskutieren wie z.B. "Nach welchen Kriterien kann man Naturschutzprojekte gegeneinander abwägen, wenn nur für eines Geld da ist?"

Raum und Denken – Entscheiden und Recht

An diesem Stand wird das spannende Forschungsfeld der menschlichen Denkprozesse erkundet.

Wie gut kann man sich einen Weg anhand von haptischen Objekten merken? Dazu wird hinter einem Sichtschutz ein Fühl-Labyrinth aufgebaut, welches die Kinder mit ihren Händen ertasten sollen. Was bedeutet räumliches Wissen und kognitive Repräsentation? Blicken Sie hinter die Kulissen eines Kognitions-Labors.

Die Erwachsenen können außerdem der Frage nachgehen, inwiefern Informationen über Umstände, Täter oder Opfer die Wahrnehmung über eine Straftat beeinflussen können.

Reisende Gärten

Schon in der Steinzeit begannen Menschen damit, Pflanzen zu transportieren. Ein großer Teil der heutigen Vielfalt Botanischer Gärten geht auf Sammelreisen vergangener Jahrhunderte zurück.

Der Anteil der Pflanzen, die die langen (Schiffs-)Reisen früherer Zeiten lebend überstanden, nahm mit der Erfindung der "Wardschen Kisten" im 19. Jahrhundert stark zu – kleine, transportable und gut abgedichtete Gewächshäuser, in deren feuchter Erde die Pflanzen ohne Wassergraben überlebten.

Am Stand der Grünen Schule des Instituts für Botanik der Uni können die Besucher selbst verschiedene kleine, mobile Gärten bauen, die sie dann mit auf die Reise nehmen können – von Haus zu Haus, Stadt zu Stadt und über Land ...

Programmübersicht
11 Uhr: Eröffnung der "Straße der Experimente" vor dem Unihauptgebäude in der Ludwigstraße
12 Uhr und 14 Uhr: Vortrag Dr. Hamburger (Psychologie der JLU) zum Thema WAHRnehmung
15 Uhr: "Heckers Hexenküche" – Experimentalshow

kro/pe

Tipp des Tages

Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein

Foto: Arte
"Werde nicht wie alle, die du nicht sein willst" ist das Lebensmotto des zwölfjährigen Paul Silberstein, der mit seiner wohlständigen Familie im Wien der späten 50er Jahre lebt. Doch Paul will so gar nicht in das steife Bild eines Jungen aus besserem Hause passen.
Fr 5.2. | 20.15 Uhr | TV | Arte
 
Tipp der Woche

Guardians of the Galaxy

Foto: Vox
Peter "Star-Lord" Quill ist ein Weltraumbandit. Er tut sich mit den Kopfgeldjägern Rocket und Groot sowie der rätselhaften Gamora und dem rachgierigen Drax zusammen, um das Universum zu beschützen.
Do 11.2. | 20.15 Uhr | TV | Vox
 
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