Donnerstag, 25. April 2024
Thema der Woche | 4. Oktober 2012

SPD-Abweichlerin Tesch ärgert die Genossen

Ex-Landtagsabgeordnete kandidiert gegen Sozialdemokraten bei Bürgermeisterwahl in Breidenbach – Foto: Coordes

Das Tischtuch sei "ziemlich zerschnitten", sagt SPD-Abweichlerin Silke Tesch. Die 54-jährige ehemalige Landtagsabgeordnete sorgt nämlich erneut für Turbulenzen – diesmal in ihrer Heimatgemeinde Breidenbach im Hinterland des Kreises Marburg-Biedenkopf: Am 28. Oktober kandidiert sie bei der Bürgermeisterwahl in der SPD-Hochburg gegen den Sozialdemokraten Christoph Felkl. "Das war wieder so eine einsame Entscheidung wie damals in Wiesbaden", kritisiert der Breidenbacher SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Beckmann. Tesch gehörte 2008 zu den vier Landtagsabgeordneten, die den rot-grünen Machtwechsel in Hessen und eine Wahl von Andrea Ypsilanti zur Ministerpräsidentin verhinderten.

Jetzt könnte es ihr erneut gelingen, die Wahl eines Sozialdemokraten zu vereiteln. Der erfahrenen Politikerin werden ihr nämlich durchaus Chancen eingeräumt, sich gegen den erst 35-jährigen Felkl durchzusetzen.

Das ist doppelt pikant: Felkl war drei Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter von Tesch. "Das kam bei der SPD natürlich nicht gut rüber", sagt Beckmann. Dabei hatte sich ihr Ortsverein – zehn Jahre lang hat sie ihn angeführt – auch während des Dramas um den gescheiterten Machtwechsel hinter sie gestellt. Nach Bekanntwerden ihrer Kandidatur gab Tesch nun ihr SPD-Parteibuch ab. Damit vermied sie ein erneutes Parteiordnungsverfahren. In den Jahren zuvor hatte sie durch mehrere Instanzen um ihre Position in der SPD gekämpft und war schließlich mit einer parteiinternen Rüge davongekommen.

Jetzt hat sie die Kandidatenaufstellung im Ortsverein umgangen und tritt als parteiunabhängige Bewerberin an. "Wenn die SPD mich nicht will, dann lasse ich mir die Kandidatur aber auch nicht verbieten", sagt sie. Schließlich habe sie bei der Kommunalwahl in Breidenbach 2011 das beste Stimmenergebnis aller Gemeindevertreter erzielt. Und als Landtagsabgeordnete war es ihr gelungen, das Direktmandat ihres Wahlkreises gegen den hessischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Christean Wagner zu gewinnen. Danach ging der Wahlkreis wieder an die CDU.

Ihre vordringlichen Themen im Wahlkampf sind der demographische Wandel in den Dörfern in den Ausläufern des Rothaargebirges und der Wirtschaftsstandort Breidenbach, in dem fast Vollbeschäftigung herrscht. Dabei versucht sie, mit ihrer Erfahrung zu punkten: "Ich habe nach wie vor gute Kontakte nach Wiesbaden, Berlin und Brüssel", sagt sie.

Der Kontakt zu den übrigen SPD-Rebellen ist unterdessen abgebrochen, obgleich Tesch damals als das emotionale Zentrum der Abweichler galt. "Das war eine harte Zeit", sagt sie im Rückblick.Weil ihr noch drei Monate fehlten, hat sie keine Pensionsansprüche aus ihrer Zeit als Landtagstagsabgeordnete. Die gelernte Erzieherin, die mit ihrem Ehemann jahrelang einen Dachdeckerbetrieb leitete, wechselte zunächst zur Handwerkskammer Frankfurt, dann als Betriebsberaterin ins Kreisjobcenter des CDU-regierten Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Jetzt wird sie von der Breidenbacher CDU gestützt", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Beckmann. Die örtliche CDU bestätigt dies aber nicht. Ob die Christdemokraten noch einen Kandidaten unterstützen, sei bislang noch offen, hieß es. Auf einen eigenen Bewerber haben sie jedenfalls verzichtet.

Gesa Coordes

 
Thema der Woche | 4. Oktober 2012

Diskurs'12

28. internationales "Festival for young performing Arts" – Mi bis 10. So 14. Oktober – Bild: Malted Milk

Mit dem Anspruch, junge internationale Künstlerinnen und Künstler, vor allem aus dem europäischen Raum, zu unterstützen und den internationalen Austausch zu fördern, findet bereits zum 28. Mal das Diskurs-Festival für junge performative Künste statt. Das Festival wird von Studierenden der Angewandten Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität organisiert und versteht sich als Plattform für innovative und experimentelle Konzepte.

2012 sind 16 Künstler und Gruppen unter anderem aus Dänemark, England, Deutschland, Mexico, Polen, Südafrika und aus der Türkei zu Gast in Gießen. Eine Techno-Oper eröffnet das Festival, zusammen mit einer energischen Tanzperformance über die Punk-Kultur. Die weiteren Tagen bieten Facettenreichtum und Formenvielfalt: Das Programm reicht von Lecture-Performances, die sich mit Orientalismus und Exotismus auseinandersetzen, bis hin zum rasanten Konzert auf Heimtrainern. Neben stark visuell geprägten Installationen stehen Stücke zu antiken Dramen, Spieltheorie und Wrestling.

Als Herzstück von Diskurs'12 lädt das Festivalcafé zum Verweilen ein. Gleichzeitig dient es als Festivalzentrum für den Austausch zwischen Künstlern und Publikum. Jeden Tag werden hier Frühstück und eine vegetarische Mahlzeit, aber auch Kritik- und Mitternachtsgespräche angeboten.

Einige Beispiele aus dem Aufführungsangebot:

Suka Off – Red Dragon (Performance, 10. & 11.10.)

Der "Drache" ist eine fiktive, synthetische Form, die keine Entsprechung in der Natur hat. Er ist ein Teil der von Suka Off geschaffenen Mythologie. Die "Häutung" – die Trennung von der Matrix – ist ein umgewandelter Prozess der Schöpfung. Der Anfang der Performance zeigt ein fertiges Objekt / eine Skulptur / ein Bild: ein Mann bedeckt mit einer synthetischen Substanz. Das Bild wird trans- und deformiert, so dass am Ende "der Drache" erscheint: eine künstliche Form, geschaffen aus der Grundlage einer menschlichen Gestalt.

Miriam Jakob – Friday, 1.23.15 [sic] as usual, sorry that I do not always ... (Lecture- Performance, 11. & 12.10.)

Im Fokus der Performance stehen die inneren Konflikte eines Anthropologen und einer Performerin. Sie ist inspiriert durch die wissenschaftlichen Tagebücher von Bronislaw Malinowski, die ihn als zweifelhafte und hypochondrische Person entlarven, gefangen zwischen seinen Erwartungen, selbstdisziplinarischen Maßnahmen und unvermeidlichem Scheitern. "Friday, 1.23.25 [sic] as usual, sorry that I do not always" bietet dem Publikum das Naherlebnis freiwilliger Gefangenschaft in der Illusion des Dschungels.

Ntando Cele – Face Off (Performance, 12. & 13.10., 20 Uhr, Theater im Löbershof TIL) – Foto: Thomas Lenden, hr

'Face Off' ist eine Beschäftigung mit meiner eigenen Haut. Ich setze mich mit dem Thema außerhalb des ethnischen Rahmens der südafrikanischen Gesellschaft auseinander. Ironie und Humor: Sind diese Gefühle davon beeinflusst, wie mich die anderen wahrnehmen oder projiziere ich diese Gefühle auf andere? Vertraue ich einem schwarzen Bänker? 'Face Off' fragt nach den Überbleibseln der kolonialen Vergangenheit, nach den Rollen die wir spielen, den Rollen in die wir gesteckt werden und den Masken, die wir freiwillig tragen."

Skoop – Malted Milk (Performance, 12. & 13.10.)

"Malted Milk" ist eine Untersuchung der Ekstase, der Sehnsucht nach dem Zustand jenseits jeder Mäßigung, inspiriert von dem Stück "Die Bakchen" von Euripides. Der Text wird nicht wie ein Manuskript gelesen und interpretiert, sondern als Inspirationsquelle und Kulisse genutzt. Dem Publikum werden vier Protagonistinnen vorgestellt, die davon träumen loslassen zu können. Die Performerinnen sind zwei Schauspielerinnen und zwei Bühnenbildnerinnen, die in ihrem Kollaborationsprojekt "Malted Milk" nicht versuchen die Kunst vom Leben und die Fiktion von der Realität zu trennen, sondern an die Theatralität des Alltags und die Wahrheit des Spiels / der Show glauben.

Diskurs'12 findet zwischen dem 10. und 14. Oktober 2012 statt. In diesem Jahr schließt an das Diskursfestival am 14. Oktober das 30-jährige Jubiläum des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft an – mit Performances, Vorträgen und einem Empfang in den Institutsräumlichkeiten am Philosophikum 2. www.diskursfestival.de

pe/MiA

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