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Express Online: Thema der Woche | 15. September 2011

"Sexy Elements" und packende Performances

Wissenschaft einmal anders: Finale des Performing-Science-Wettbewerbs am 17. September

Eine Berliner Kunstrestauratorin verwandelt sich in eine Wachsskulptur um chemisch-physikalischen Prozesse zu beschreiben, ein englischer Performancekünstler zeigt, was Joseph Beuys mitPowerPoint gemacht hätte, ein Gießener Chemiker stellt ein "Sexy Element" vor. Kopiert, frei nach Ex-Verteidigungsminister Guttenberg, wird natürlich auch:bei der Plagiatsperformance von Gießener Theaterwissenschaftlerinnen.

Langweilig wird es beim Finale des Performing-Science-Wettbewerbs wohl kaum. Schließlich steht die Frage nach dem guten, packenden wissenschaftlichen Vortrag, nach innovativen Formen der Wissenspräsentation im Mittelpunkt. Was macht heute experimentelle Wissenspräsentationen aus? Wie verbinden sich experimentelle Darstellungsformen mit der Präsentation gesellschaftlich relevanter Forschung? Der zum zweiten Mal vom Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) der Universität Gießen ausgerichtete Wettbewerbversucht genau diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Denn: "Die Lehre ist heute immer noch ein Stiefkind. In vielen Universitäten wird die Forschung immer noch für wichtiger gehalten", kritisiert ZMI-Geschäftsführerin Sabine Heymann. Damit das nicht so bleibt, soll der Wettbewerb eine Antwort darauf geben, wie Wissen heute anschaulich vermittelt werden kann.

Aus über 50 Bewerbungen aus ganz Europa und den USA hat eine Vor-Jury zehn Kandidaten bestimmt, die bei der öffentlichen Finalrunde am 17. September in der Aula der Gießener Universität ihre Präsentationen und Performances vorführen werden. Wie schon bei der ersten Auflage von Performing Science 2007 steht auch diesmal der Wettbewerbsgedanke im Vordergrund. Nach dem Vorbild des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises werden alle Beiträge vor dem Zuschauer-Plenum durch eine hochkarätige Fachjury, in der u.a. der Communicator-Preisträger und Biologieprofessor Hanns Hatt, die Intendantin der KunstFestSpiele Herrenhausen in Hannover, Prof. Elisabeth Schweeger sowie der Wissenschaftsjournalist und studierte Biologe Cord Riechelman sitzen, besprochen und kritisiert.

Die Finalisten stammen aus Deutschland, Dänemark, England, Österreich und aus so unterschiedlichen Disziplinen wie der Anorganischen Chemie, der Medizin, der Experimentalphysik, den Performancekünsten und der Theaterwissenschaft.

Stefanie Dehnen, Professorin für Anorganische Chemie an der Universität Marburg beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit Elektronenübertragungsreaktionen. Die Experimentalphysiker Klaus Möllmann und Michael Vollmer von der FH Brandenburg zeigen den Nutzen von High-Speed-Kamerasystemen für den Physikunterricht. Eine intergalaktische Reise plant der an Universität Hannover lehrende Chemiker Franz Renz und berichtet von "grünem Sonnenuntergang und anderen chemischen Marsgeschichten". Siegfried Schindler vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der JLU zeigt, wie interessant das "Sexy Element" Silicium (engl.: silicon) sein kann.

Ellen Friis aus Kopenhagen wird versuchen, die Gedanken der Physikerin Lene Vestergaard Hau performativ zu vermitteln. Daniel Ladnar aus Wales beschäftigt sich mit der Frage, ob der Aktionskünstler Joseph Beuys PowerPoint benutzt hätte, und das Duo Klaus Spiess und Lucie Strecker aus Wien entwirft in seinem "Fictional Offender" sechs Szenen rund um einen infizierten Lymphknoten. Die Berliner Kunstrestauratorin Gabriela Aldrete erklärt in "The Chemistry in Situ" auf unkonventionelle Art und Weise zwei chemische Materialien. Den Gießener Theaterwissenschaftsstudenten Fabian Offert und Anna Schewelew geht es in "&C." um den Sinn bzw. Unsinn von Listen in der Wissenschaft. Dass auch aktuelle Themen performativ aufgegriffen werden können, zeigen die freien Theatermacherinnen Esther Steinbrecher und Manuela Weichenrieder aus Berlin bzw. Gießen mit ihrer so genannten Plagiatsperformance "Copy – Paste".

Auch das Publikum hat eine Stimme

Das Finale des Performing-Science-Preises ist öffentlich und findet am Samstag, 17. September, ab 10.30 Uhr in der Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen statt. Der Eintritt ist frei. Der 1. Preis ist mit 5.000 Euro, der 2. Preis mit 3.000 Euro und der 3. Preis mit 1.500 Euro dotiert.

Dieses Jahr ergänzt ein Publikumspreis den Wettbewerbspreis der Fachjury: Weil zu erwarten ist, dass das Publikum mit dem Votum der Jury nicht immer übereinstimmt, haben die Veranstalter beschlossen, auch dem Publikum eine Stimme zu geben. Per Stimmzettel können die Zuschauerinnen und Zuschauer ihren Favoriten küren. Infos: www.performingscience.de

red

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