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Express Online: Thema der Woche
Express Online: Thema der Woche | 21. Januar 2010

Pfoten-Power

Mit Teamarbeit und Tempo durch den Schnee: In Sinn im Lahn-Dill-Kreis werden Schlittenhunde trainiert

Alischa will endlich rennen. Ungeduldig zieht sie am Geschirr. Auch Viper, Bear, Dexter und Yukon können es kaum noch erwarten. Aufgeregt springen die vier Siberian Huskies und der Border Collie "Chef" durch den Schnee, jaulen und bellen. Dann gibt Marco Binnefeld das Startsignal. Mit beachtlicher Kraft ziehen die vier Schlittenhunde und der Border ihr Trainingsgefährt, weil der Schnee nicht hoch genug ist keinen Hundeschlitten, sondern ein Qua , über den Waldweg. "Gee", ruft Binnefeld seinen Leithündinnen Alischa und Viper zu – in der internationalen Sprache der Musher, der Schlittenführer, das Kommando, nach rechts abzubiegen. Nach der Kurve gibt's dann Lob: "Feine Hunde! Okay!"

Ich habe keine Steuerungsleine. Ich habe nur meine Stimme, um die Kommandos zu rufen und muss mich hundertprozentig auf die Hunde verlassen können", erläutert Marco Binnefeld, während die Hunde das rund 500 Kilogramm schwere, mit zwei Personen besetzte Quad scheinbar völlig mühelos über den Feldweg bei Sinn im Lahn-Dill-Kreis ziehen.

Kein ungewöhnliches Bild auf den Feldern nahe der 6500-Einwohner-Gemeinde: Hier leben Gartengestalter Marco und seine Frau, Hundetrainerin Esther mit nicht weniger als 20 Siberian Huskies und zwei Border Collies. Und hier hat Esther Binnefeld vor sechs Jahren eine Schlittenhundeschule aufgemacht – eine von gerade mal fünf in Deutschland.

Wir vermitteln das kleine Musher-ABC mit theoretischen und praktischen Kenntnissen und bieten je nach Witterung von November bis Februar auch Schlittenhundetouren an", sagt die 43-Jährige, die aus Nordrhein-Westfalen stammt und die es der Liebe wegen vor sieben Jahren nach Sinn verschlagen hat.

Kennengelernt haben sich die beiden Husky-Fans Esther und Marco natürlich auch auf einem internationalen Schlittenhunderennen. "Ich hatte damals sechs Hunde, er zehn, dann haben wir zusammengelegt", erzählt Esther lachend. Schon als Jugendliche sei sie von Huskies fasziniert gewesen, habe viel über die Hunde gelesen. Bei Marco waren es anfangs die Bücher von Jack London, die sein Interesse für die ursprünglich im nördlichen Sibirien beheimatete Huskies weckten, die jahrhundertelang unentbehrliche Begleiter der dort lebenden Nomadenvölker waren.

Mit 18 hat er sich seinen ersten Husky gekauft. Daraus sei schnell eine Passion geworden. "Das Tolle ist das Arbeiten im Team mit den Tieren – wie gesagt, beim Hundeschlittenfahren gibt es keine Steuerungsleine, deshalb ist ein Gespann auch nur so gut, wie die Abstimmung zwischen den Hunden und dem Menschen klappt", sagt der 39-jährige Marco. Beim Fahren müsse der Musher immer hoch konzentriert sein, denn "die Hunde sind Hochleistungssportler". So sei ein gut trainierter Husky in der Lage, das Zehnfache seines eigenen Körpergewichts (durchschnittlich 25 Kilogramm) zu ziehen. "Die schnellste gemessene Geschwindigkeit eines Schlittenhundegespanns mit nicht reinrassigen Schlittenhunden, waren 34,78 Meilen – mit einem 14er-Gespann. Das sind fast 56 Stundenkilometer", weiß Marco. Zu den reinrassigen Schlittenhunden gehören Siberian Husky, Alaskan Malamut, Grönlandhund und der Samojede.

Wenn die Abstimmung nicht stimmt, sind so viele Hunde im Gespann nicht zu kontrollieren", unterstreicht Esther. Und genau die Sensibilität für den Umgang mit den Tieren solle in der Schlittenhundeschule vermittelt werden.

Es gibt viele Menschen, die verstehen die Signale der Hunde nicht", sagt Harald Krommen, der seit drei Monaten zusammen mit seiner Frau Ingrid und den gemeinsamen beiden Siberian Huskies zum Training in Binnefelds "Sinner Pfotendorf" kommt. "Hier merkt man so richtig, wie viel Spaß die Hunde beim Rennen haben."

Aber nur bis zum Frühjahr, schließlich laufe ein Schlittenhund bei kalten Temperaturen am liebsten, sagt Esther Binnefeld: Bei Temperaturen über 14 Grad würden die Hunde nicht mehr angespannt. "Das ist nicht gut für die Tiere, sie können dann leicht überhitzen." Probleme mit der Tierschutzbehörde hätten sie noch nie gehabt. "Bei der Zusammenarbeit von Menschen und Tieren kommt es auf gegenseitiges Vertrauen an", sagt Marco, dem eine ganz besondere Tour mit den Hunden vorschwebt. "Mein Traum wäre, einmal von Norden nach Süden durch ganz Deutschland mit den Hunden zu fahren. Durch Alaska haben das schon viele gemacht – hier noch niemand."

Infos über die Schlittenhundeschule im Sinner Pfotendorf, die Schlittenhundetouren, die Hundetagespflege und -pension unter www.sinner-pfotendorf.de.

Georg Kronenberg

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